Mit seinem Stammhaus in Berlin, dem „Restaurant Tim Raue“, belegt er derzeit Platz 34 auf der Liste der World’s 50 Best Restaurants. Nicht ohne Stolz sagt der nach schwieriger Jugend inzwischen so selbstbewusste Kreuzberger: „Ich bin bestimmt nicht einer der besten 50 Köche der Welt, aber einer der 50 interessantesten.“ Wie viel ihm diese Platzierung bedeutet, zeigt sich indes auch an seiner Signatur. Diese schreibt er an diesem Abend zigfach in die Bücher der geladenen Gäste – und baut dort, wie ein Graffiti-Künstler ein Tag, immer wieder die Zahl 34 in seinen Namen ein.
Gemeinsam mit dem Callwey Verlag veröffentlicht der Berliner Spitzenkoch nun also sein „bisher persönlichstes Kochbuch“, wie er es nennt, mit allen wichtigen Rezepten, Teammitgliedern und Lieferanten. Persönlich wird das Buch aber vor allem aufgrund der ungeschminkten Biographie, die den Rezepten vorangeht und aufgrund der zahlreichen und bisher unveröffentlichten Fotos aus Raues Kindheit und seiner späteren Karriere. Auf diesen ersten 40 Seiten lernt man Tim Raue besser kennen. Man erfährt, was ihn antreibt und wie er zu dem wurde, was er heute ist. Kurz: Wie er aus der Berliner Gosse zur Sterneküche kam.
An diesem Abend in München spricht Raue offen über ehemalige Vorbilder wie Marco Pierre White. Ein britisches Koch-Enfant-Terrible, bei dem er zu Beginn seiner Karriere unbedingt arbeiten wollte, nach einem Essen dort aber enttäuscht absagte: „Es war das langweiligste Menü, das ich jemals in der gehobenen Gastronomie gegessen habe!“ Er erklärt, wie die Dreharbeiten für Chef’s Table gelaufen sind und warum die Serie ihn dazu gebracht hat, in seinem neuen Kochbuch auch biographische Passagen unterzubringen: „Die haben mich elf Tage mit der Kamera begleitet, 18 Stunden am Tag. Da gab es natürlich auch Momente, in denen ich ein wenig unwirsch war. Deshalb musste ich das Buch machen, um auch die charmante und liebenswerte Seite an mir nochmals hervorzuheben“ (lacht). Genauso gut gelaunt präsentiert er einige Gerichte an diesem Abend, deren anspruchsvolle Rezepte zum Teil auch im Buch zu finden sind: „Zunächst gibt es unsere Interpretation eines Salade nicoise, anschließend den Wasabi Kaisergranat, einen Kabeljau mit Dashi, Wasserspinat und Trüffel sowie eine kleine Tarte zum Nachtisch hier aus der Brasserie Colette.“
©Joerg Lehmann -- Wasabi Kaisergranat
Das Buch soll durch die ausgewählten Rezepte auch die gesamte Welt Tim Raues widerspiegeln, die er aufgebaut hat: „In diesem Buch findet man die Ergebnisse unserer Zusammenarbeit in unserem Team. Egal, ob das hier in München in der Brasserie Colette ist, in unserem Stammhaus in Berlin, bei Hertha BSC im Stadion oder aber in Dubai, wo wir mit dem „Dragonfly“ gerade ein weiteres Restaurant eröffnet haben. Das alles geht nur, wenn man wie ich großartige Mitarbeiter hat, denen ich aber auch viel Spielraum lasse. Hauptsache, sie machen es so, wie ich es mag“, sagt Raue zum Abschluss augenzwinkernd.
Fazit
Tim Raues „My Way“ ist ein hochwertiges Buch geworden, das alles mitbringt, was ein solches Werk eines hochdekorierten Chefkochs beinhalten sollte. Hintergründe, tolle Fotos von Joerg Lehmann und Nils Hasenau und die 70 wichtigsten Rezepte (plus 40 Basisrezepte) aus Raues Küchenkarriere bis hierhin.Steckbrief zum Buch
Tim Raue - MY WAY – Von der Gosse zu den SternenMit einem Vorwort von Klaus Wowereit
1. Auflage 2017
ca. 288 Seiten, ca. 180 Abbildungen
25 x 28 cm, gebunden
€ [D] 49,95 / € [A] 51,40 / sFr. 66,90
ISBN: 978-3-7667-2265-2
https://www.callwey.de/buecher/my-way/
Lesen Sie hier: Tim Raue kocht auf den Malediven