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Tim Mälzers Ernährungs-Check und die Reaktionen picture alliance

Tim Mälzers Ernährungs-Check und die Reaktionen

Wenn es nach Tim Mälzer geht, kann von nun an jeder essen, was ihm so auf den Teller kommt, egal wie gesund oder ungesund. Das war das Ergebnis eines Experiments in Mälzers Ernährungs-Check, der gestern in der ARD ausgestrahlt wurde. Denn auf die Gesundheit schlägt auch Fast Food nicht – höchstens auf den Magen. Geschmeckt hat diese vermeintliche Erkenntnis aber nicht jedem.

45 Männer hatte Tim Mälzer versammelt, um ein für alle Mal Klarheit zu schaffen. Alle zwischen 20 und 40, gesund, und bereit für ein Experiment à la Mälzer: Einen Monat lang sollten sie, auf drei Gruppen verteilt, nach einem genauen Speiseplan, ihre Mägen in den Dienst der Wissenschaft stellen. Eine Gruppe bekommt gesunde mediterrane Speisen, eine deftige Hausmannskost, und eine nur ungesundes Fast Food. Auf die Plätze, fertig, los!

Unter die Lupe nehmen wollte Mälzer damit die Thesen von Prof. Dr. Peter Paul Nawroth von der Universität Heidelberg. Der verkündete zu Beginn der Sendung, dass man sich nicht „gesund essen“ könne, und man dementsprechend auch eigentlich alles essen könne, worauf man so Lust hat. Und siehe da: Nach den gut vier Wochen waren keine nennenswerten Unterschiede bei der Gesundheit der Probanden zu erkennen. Wette gewonnen, hätte Thomas Gottschalk gesagt.

Kommt und seht!

Um ihre Erkenntnis zu verteidigen, zogen Mälzer und Nawroth dann auch schon vorab durch die deutsche Fernsehlandschaft, um dabei auch ordentlich die Werbetrommel zu rühren. Es scheint gewirkt zu haben: Über vier Millionen Deutsche schauten sich das Experiment zur besten Sendezeit in der ARD an.

Mälzer selbst präsentierte sich in der Sendung zunächst als Skeptiker, der sich dann aber den harten Fakten beugen muss. Wissenschaft ist schließlich Wissenschaft, nicht wahr? Eine repräsentative Umfrage unter diesen vier Millionen Zuschauern gibt es leider (noch) nicht.

Die Brut will McDonald‘s

Es war aber eigentlich klar, dass sich damit nicht alle überzeugen lassen. Schließlich war der Ernährungs-Check durchaus als Provokation gedacht. Zumindest ein paar positive Reaktionen lassen sich am Vormittag danach auf Mälzers Facebook-Seite finden. „Currywurst schadet nicht; Danke für diese Sendung !!!!“ schreibt einer. Oder „sehr mutig TIM... mal gegen den Mainstream zu schwimmen.“ Oder eine Reaktion, die man als Elternteil wohl schon befürchtet hat: „Es kam sofort der Ruf der Brut nach MC-Essen!“ schreibt eine Mutter. Wen wundert’s?

Moderate Stimmen – ja, die gibt es auch – plädieren dafür, die Sendung als Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand zu verstehen, und mehr auf den eigenen Körper zu hören.

„Dieser tolle Prof wollte wohl ins Fernsehen!“

Aber es gibt auch heftigen Gegenwind. „Ich erinnere mich da gerne an den Film "Supersize Me", na wie krank und fett war denn dieser Mensch nach der Zeit!?“ schreibt eine Frau, nach eigener Aussage Ernährungsberaterin. " Ich kann über diesen Prof nur den Kopf schütteln“ ist ihr Fazit. „Waren das Wíssenschaftler ?? Ich habe es als grotesk empfunden, was dort im TV lief“, wettert ein anderer.

„Hat denn keiner genau zugeschaut???? Die Fast Food Gruppe hat permanenten Hunger geschoben und wenn sie gedurft hätten sie sicher auch viel mehr gegessen!!!!!“ ist die Reaktion einer Frau, mit der sie wohl nicht ganz Unrecht hat. Die frisch gebrutzelten Burger in Tim Mälzers Küche sahen so ungesund dann auch gar nicht aus.

Und nun?

Wer vor der Sendung schon zwischen den einzelnen Lagern campiert hat, rennt von nun an täglich zur Burger-Kette seiner Wahl, schließlich ist die jetzt genauso gesund wie ein makrobiotisches Salatblatt? Oder verstärkt sich dadurch einfach nur noch mehr die allerorts herrschende Unsicherheit darüber, was denn nun wirklich „gesund“ ist und macht?

Man kann aus der Sendung mitnehmen, dass selbst eine längere Periode ausschließlichen Fast Food-frönens noch lange nicht krank macht, und ein gutes Gewissen und Freude am Essen viel entscheidender für die Gesundheit ist als ein strikter Speiseplan!

Man kann aber auch mitnehmen, dass die Fast Food-Gruppe ständig Hunger hatte, sich nach dem Essen träge und lustlos fühlte, und eine Untersuchung bei einer Hand voll gesunden Männern über einen relativ kurzen Zeitraum nicht aussagekräftig genug ist, um alles bisher Dagewesene in den Schatten zu stellen.

Die Wahrheit liegt wohl wie immer irgendwo in der Mitte.