Marco Wenninger: Ja, natürlich. Allerdings müssen wir, dadurch dass wir größtenteils ein sehr internationales Hotelpublikum hier begrüßen, auch einen Spagat zwischen der internationalen und der regionalen Küche eingehen.
worlds of food: Wäre es denn nicht eine schöne Herausforderung, den internationalen Gästen die deutsche bzw. hessische Küche schmackhafter zu machen? Schließlich wird die deutsche Küche international gesehen noch immer verkannt.
Marco Wenninger: Ja, das versuchen wir in unserem sogenannten Verwöhn-Menü, in dem wir typische Frankfurter Gerichte ein wenig aufpeppen. „Frankfurter Grie Soß“ ist hier ja schließlich auch ein Muss!
worlds of food: Wie teilen sich den die Gäste auf, begrüßen Sie hauptsächlich Hotelgäste in Ihrem Restaurant?
Marco Wenninger: Nein, dem steuern wir durch verschiedene Aktionen entgegen. Wir verändern unsere Karte häufig, um immer wieder auch Gäste aus dem riesigen Rhein Main-Gebiet, das unser Einzugsgebiet ist, anzulocken. Prinzipiell ist es ja auch so, dass die Hotels in Frankfurt unter der Woche sehr gut gebucht sind, am Wochenende eher nicht. Deshalb bieten wir auch an den Wochenenden viele Veranstaltungen im Rahmen unseres Kulinariums an. Viele haben ja auch eine gewisse Scheu, in ein Restaurant in einem Fünf-Sterne Hotel zu gehen. Schließlich wird man hier direkt vom Pagen begrüßt, dann kommt der Empfang und beim Oberkellner muss man das dritte Mal Hallo sagen. Wir praktizieren hier aber keinen ganz steifen Service, wir wollen, dass sich unsere Gäste wie zu Hause fühlen und diese Scheu ablegen.
worlds of food: Sie sprechen Ihr Kulinarium an, was sind die Highlights dieser Veranstaltungsreihe in Ihrem Haus?
Marco Wenninger: Zum einen bieten wir natürlich klassische Menüs an: Hummer-, Champagner oder Trüffelmenüs. Um uns aber ein wenig abzuheben, begannen wir vor drei Jahren damit, diese Schiene um weitere Produkte zu erweitern, beispielsweise um ein Stör- oder ein Safranmenü, mit den dazugehörigen Getränken. Da versuchen wir also, uns ständig weiterzuentwickeln und das wird auch gut angenommen. Dazu bieten wir ein Literarisches Menü mit Lesungen. Je nachdem, welcher Schriftsteller mit welchem Werk liest, wird das Menü angepasst. Ganz ähnlich funktioniert auch unser Landgrafen-Dinner, welches sich an historischen Anekdoten aus dem Leben der Kurfürsten, Landgrafen und Prinzen von Hessen orientiert und neben den vier kulinarischen Gängen auch noch einen Gang in Form einer Hausführung auf den Spuren der königlichen Hoheiten beinhaltet.
worlds of food: In einem Haus wie dem Hotel Hessischer Hof sind sicher auch immer wieder international bekannte Persönlichkeiten zu Gast. Wer hinterließ denn den bleibendsten Eindruck?
Marco Wenninger: In der Tat, so hinterließ Gerhard Schröder bei mir den meisten Eindruck, kein internationaler sondern ein deutscher Gast. Ein sehr humorvoller Mann, der herzhaft lachen kann und ein überraschend angenehmer Mensch, der auf dem Boden geblieben ist.
worlds of food: Ihr Restaurant hat seinen Namen durch das berühmte Sèvres-Porzellan, seinerzeit ein Geschenk von Kaiser Napoleon an den Prinzen von Hessen. Haben Sie schon einmal von diesem Porzellan gespeist, wenn auch vielleicht nur heimlich?
Marco Wenninger: Nein, das ist sicher in den Vitrinen verschlossen (lacht). Dort erfüllt es ja auch seine Hauptrolle, denn es ist doch wirklich schön anzuschauen und liefert ein perfektes Ambiente für unsere Menüs.
worlds of food: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Wenninger.
Weitere Informationen zum Hotel Hessischer Hof und zum Sèvres finden Sie hier.
Hier geht es zu einem Rezept von Marco Wenninger: Kalbsbäckchen sous vide gegart mit grünem Apfel und Haselnussmoussline