Eine gesunde und nachhaltige Gewichtsreduktion setzt bei der Regulierung von Verdauung und Stoffwechsel an. Neben der Umstellung der Nahrungsmittel ist allerdings auch die Umstellung des Essverhaltens von großer Bedeutung. Eine solche Umstellung kann beispielsweise das konzentrierte Kauen und Einspeicheln der Nahrung sein.
Fletchern macht sich ebendies zu Nutze. Die Nahrung wird mit Hilfe eines Verdauungsenzyms im Speichel besser für die Verdauung vorbereitet als bei „schnellem“ Kauen. So soll das Hungergefühl überwunden werden können. Benannt wurde diese Methode nach dem US-Amerikaner Horace Fletcher (1849-1919), der im 20. Jahrhundert mithilfe einer viermonatigen Kau-Kur eine Gewichtsreduktion von 20 Kilo erwirkt haben soll.
Viele übergewichtige Menschen begehen Fehler beim essen
Horace Fletcher fielen fünf grundlegende Fehler auf, die viele übergewichtige Menschen beim Essen begehen: Sie essen zu schnell, sie verzehrten zu heißes oder zu kaltes Essen, sie essen zu große Mengen auf einmal, die Nahrung ist zu kalorienreich und häufig denaturiert (abgekocht oder konserviert).
Aus diesen Beobachtungen zog Fletcher den Schluss, dass diese Fehler durch kontrolliertes und ausgiebiges Kauen und durch die Wahl bestimmter Nahrungsmittel vermieden werden könnten. Wer sich beim Essen viel Zeit lässt, jeden Biss lange kaut, bis er nur noch flüssiger Brei ist, hat schon die ersten drei Fehler vermieden. Außerdem sollte man darauf achten, frische und vollwertige Produkte zu verzehren und auf zu viel Salz, Zucker und Fett zu verzichten.
Bei seiner Kau-Kur war es Fletcher daher weniger darum gegangen, eine gewisse Anzahl von Kaubewegungen zu vollführen als vielmehr mit voller Konzentration die Nahrung zu Kauen und zu schmecken, sodass diese erst im vollständig flüssigen Zustand den Magen erreichte.
Fletcher verzehrte nur Brot, Butter, Reis, Kartoffeln, Fleisch, Fisch und Gemüse und verzichtete auf Alkohol, Kaffee und Tee. Mit der Zeit stellte er fest, dass sein Verlangen nach diesen Genussstoffen deutlich zurückging und auch sein Fleischkonsum nachließ. Je länger sein Projekt dauerte und je mehr Gewicht er verlor, desto besser fühlte er sich körperlich.
Die Verdauung beginnt im Mund
Das Kauen dient zunächst der mechanischen und dann der chemischen Zerkleinerung der Nahrung. Ein im Speichel enthaltenes Enzym übernimmt dabei die erste Aufspaltung der Kohlenhydrate. Die Verdauung beginnt also bereits im Mund. Ein längerer Kauvorgang erleichtert somit die weitere Aufspaltung in späteren Verdauungsphasen.
Das langsame und meditative Essen schärft auch die Wahrnehmung für das eintretende Sättigungsgefühl, mit dem der Körper uns signalisiert, ausreichend Nahrung bekommen zu haben.
Auch wenn diese Beobachtungen schon über hundert Jahre zurückliegen, sind sie immer noch aktuell. Denn auf viele übergewichtige Menschen treffen die fünf von Fletcher beobachteten Ernährungsfehler nach wie vor zu.
Das „Fletchern“ findet sich bis heute auch unter der Bezeichnung „Schmauen“ (Kunstwort, aus Schmecken und Kauen) in zahlreichen naturheilkundlichen Therapieansätzen wieder.
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Das Fletchern ist eine besonders gründliche Kautechnik, die nach Horace Fletcher, einem übergewichtigen US-Amerikaner, benannt ist. Durch den Speichel und das gründliche Kauen wird die Nahrung bereits vorverdaut und das Hungergefühl soll dadurch gedämpft werden.