18.000 Menschen versorgt die Tafel pro Woche
Das Kapuzinerkloster ist eine von inzwischen 24 Ausgabestellen der Tafel. Zusätzlich werden 85 soziale Einrichtungen in München versorgt. Dazu zählen Frauenhäuser, Notunterkünfte, Einrichtungen für Aids- und Drogenkranke, die allesamt eigens begeliefert werden. Auf der anderen Straßenseite des Klosters sammeln sich bereits die ersten Gäste mit Ihren Rollkoffern, während wir die Kisten mit den am Morgen eingesammelten Lebensmitteln aus unserem Transporter ausladen. „Übrig bleiben wird hier nichts, wir rechnen mit bis zu 200 Gästen.“, so Poertzel weiter. So viele „Ausweise“ werden ungefähr pro Ausgabestelle verteilt. Hinter diesen 200 Ausweisen verbergen sich aber weit mehr als 200 Menschen, da ein Ausweis meist eine ganze Familie mit mehreren Kindern abdeckt. So kommen die etwa 18.000 Menschen zusammen, die die Münchner Tafel inzwischen wöchentlich versorgt. 100 Tonnen Lebensmittel werden dafür benötigt. Jede Woche.Enorme Zahlen. Und dies in einer Stadt wie München, in der zahlreiche Weltkonzerne angesiedelt sind und in der immer wieder von der Schickeria und deshalb auch von Reichtum die Rede ist. Gravierende Gegensätze, aber Peter Poertzel rechnet damit, dass die Zahl an Bedürftigen stetig steigen wird: „Alleine die kommende Erhöhung des Strompreises wird neue Löcher in die Kassen unserer Gäste reißen.“ Dann werden sich noch mehr bedürftige Menschen an Ausgabestellen wie dieser hier versammeln, genau wie durch die zunehmende Altersarmut. Im Sommer und jetzt im Herbst mag die Wartezeit schon unangenehm genug für sie sein. Im Winter jedoch wird die Kälte diese Jahreszeit aber noch quälender für sie machen.
Faire Verteilung der Lebensmittel
Klaus, mit dem ich am Morgen die Lebensmittelspenden von insgesamt 11 Supermärkten und Bäckereien eingesammelt habe, und Peter Poertzel freuen sich über jede helfende Hand. (Hier geht es zum ersten Teil unserer Reportage) Nach 18 Jahren verfügt die Münchner Tafel nun zwar über eine stolze Helferschar von über 450 ehrenamtlich Tätigen, jedoch „gibt es bei uns auch immer genug zu tun!“, so Poertzel. Und das mit der Kälte gilt selbstverständlich auch für die Helfer hier an der Ausgabestelle, leisten sie doch bei Wind und Wetter harte Arbeit im Dienste der guten Sache.Die Verteilung der Lebensmittel selbst, erfolgt an den Ausgabestellen nach möglichst fairen Prinzipien. Jeder soll, je nach Größe seiner Familie, verhältnismäßig die gleiche Menge an Lebensmitteln erhalten. Sonderwünsche können schon alleine aufgrund des logistischen Aufwands nicht berücksichtigt werden. Doch auch aus Fairnessgründen soll keiner der Gäste bevorzugt behandelt werden. Zusätzlich bemühen sich die Helfer, den Bedürftigen einen ausgewogenen Warenkorb zusammenzustellen. Alles soll dabei sein. Grundnahrungsmittel wie Brot, Reis, Nudeln und Gemüse, vitaminreiches Obst und manchmal sogar auch etwas zum Genießen, denn auch das spenden die Sponsoren der Tafel. (Hier geht es zur kompletten Liste der Unterstützer der Münchner Tafel)
Strenge Kontrollen
Die Kontrollen, wer einen Berechtigungsschein zum Empfang von Lebensmitteln erhält, sind sehr streng. „Wir müssen als mildtätiger Verein ohnehin höchst genau arbeiten. Da darf es zu keinerlei Unregelmäßigkeiten kommen. Alleine unser Anspruch gebietet es uns aber, dass wir uns nur um die wirklich Bedürftigen kümmern.“, hatte mir Klaus bereits am Morgen berichtet. Schwarze Schafe, also solche die eigentlich nicht auf eine derartige Unterstützung angewiesen wären, kann man so zwar nicht hundertprozentig ausschließen, allerdings ist ihre Zahl verschwindend gering. „In der Bevölkerung kommt das aber manchmal anders an.“ berichtet Peter Poertzel, und erklärt, warum das so ist: „Manchmal werden unsere Gäste von ihren Nachbarn abgeholt, mit einem guten Auto. Dann heißt es: ‚Seht mal, der oder die hat das doch gar nicht nötig, fährt da mit einem dicken Wagen vor‘. Dass eine ältere Dame die Lebensmittel anders aber gar nicht nach Hause bringen könnte, das sehen diese Kritiker eben nicht.“Was man hier sieht sind leuchtende Augen, freudige Gesichter und dankbares Händeschütteln. Das sind die Bilder, die sich mir an dieser Ausgabestelle ins Gedächtnis brennen. Gesten von Menschen in Not. Menschen, die die Hilfe der Münchner Tafel in Anspruch nehmen und dankbar für die großartige Unterstützung aller Mitarbeiter der Tafel, ihrer Spender und Sponsoren sind.
Im Interview mit der Gründerin der Münchner Tafel, Hannelore Kiethe, sprechen wir darüber, was diese Eindrücke auch allerdings auch verdeutlichen: Nämlich dass es im Kampf gegen die Armut noch viel zu tun gibt. Für die Politik, für die Tafel und für die gesamte Gesellschaft.
Hier geht es zur Homepage der Münchner Tafel. Dort erfahren Sie auch, wie Sie die Tafel unterstützen können.