Tausende Bauernhöfe sind betroffen. Hunderte Tonnen verseuchte Ware lieferte der schleswig-holsteinische Futtermittelhersteller Harles und Jentzsch an Fleisch- und Eierproduzenten. Die Landwirte verfütterten das mit Dioxin belastete Futter an ihre Hühner, Schweine und Puten. Wie viele Eier, wie viel Fleisch, vor allem Geflügelfleisch, ist davon bereits im Handel oder bei den Konsumenten zu Hause? Derzeit herrscht vor allen Dingen eines: Unklarheit. Viele Höfe wurden von den Behörden bereits geschlossen, andere werden noch folgen. Tausende Hühner wurden bereits geschlachtet und auch die Verbraucherschutzzentralen warnen: Das gesamte Ausmaß dieses Skandals ist derzeit noch nicht abzusehen.
Das liegt einerseits an mangelnden Kontrollen – den Behörden fehlt es an Personal – andererseits daran, dass die Verfahren zur Untersuchung der Dioxin-Belastung von Fleisch auch Zeit in Anspruch nehmen. Einige Tage dauert dieser Test, so dass man sich wohl erst in ein bis zwei Wochen ein vollständiges Bild vom Ausmaß des Skandals machen kann.
Dioxin in Eiern
Warum derzeit viel über belastete Eier berichtet wird, liegt auf der Hand. Durch den Stoffwechsel der Hühner kann das giftige Dioxin relativ schnell aus dem Futter in die Eier gelangen. Im Fleisch der Tiere hingegen lagert sich das Dioxin nicht so schnell ab, wie in den Eiern, weshalb auch Schweinefleisch derzeit nicht ein solch großes Problem darstellt.
Dioxin-Panik – Nicht nötig sagen die Experten
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erklärt: Eine akute Gesundheitsgefahr besteht nicht. Und auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) warnt vor einer Panikreaktion: „Wenn ein Erwachsener ein mit Dioxin belastetes Ei isst, hat das keine direkten giftigen Folgen.“ Dennoch ist Vorsicht angebracht mahnen wiederum die Verbraucherschützer. Vor allem aufgrund der derzeit unklaren Lage. Wenn man sich aber an ein paar Regeln hält, sollte man auf der sicheren Seite sein.
Wer ist vom Dioxin besonders gefährdet?
Es gibt keine genaue Faustregel, wie viel Dioxin der menschliche Körper problemlos verkraftet. Da jedes Immunsystem individuell verschieden ist, kann man dazu also keine genauen Angaben machen. Bei Kindern ist aber auf jeden Fall zur Vorsicht geraten, da sie durch ihr relativ geringes Körpergewicht die kritische Menge an Giftstoffen wesentlich schneller erreichen. Die Anreicherung erfolgt im erwachsenen Körper nicht so zügig.
Dioxin bestimmt den Speiseplan - Was kann man jetzt noch Essen?
Verbraucherzentralen raten nun vermehrt zum Verzehr von Bioprodukten, insbesondere zu Bio-Eiern. Den Hühnern auf Biohöfen werden demnach keine der umstrittenen Fettsäuren (die gerade für die Dioxinbelastung verantwortlich sind) ins Futter gemischt. Auch auf Geflügelfleisch aus dem Tiefkühlregal sollte man derzeit verzichten und auch den Eierkonsum sicherheitshalber generell etwas einschränken, damit gehe man auf Nummer sicher.
Insgesamt gilt nun aber mehr denn je: Der Verbraucher muss verstärkt auf qualitativ hochwertige Ware achten. Die Futtermittelindustrie verwendet oft billige Fette, solange die Jagd auf billige Schnäppchen in den Supermarktregalen weitergeht. Aber gute Lebensmittel haben nun mal ihren Preis. So fordern die Verbraucherschützer neben der Verstärkung der Lebensmittelkontrollen auch mehr Eigenverantwortung der Konsumenten. Mehr Personal für staatliche Kontrollen, mehr Eigenkontrolle der Wirtschaft. Greifen diese Mechanismen ineinander, müsste man sich in Deutschland weit weniger Gedanken über das Essen machen.
Was ist Dioxin?
Dioxine sind chemisch aufgebaute Verbindungen, die unterschiedlich giftig sein können. Sie entstehen etwa bei Verbrennungsprozessen mit Chlor und organischem Kohlenstoff. Auch bei chemischen Produktionsverfahren mit Chlor können die Stoffe entstehen, außerdem bei Waldbränden oder Vulkanausbrüchen. Die Firma Harles und Jentzsch soll im aktuellen Fall jahrelang Reste aus der Biodieselherstellung aufgekauft und zu Viehfutter verarbeitet haben. Auch bei der Biodieselherstellung kann Dioxin entstehen. Durch technische Maßnahmen, beispielsweise den Einbau von Filtern in Müllverbrennungsanlagen, kann der Ausstoß von Dioxinen in der Industrie immerhin verringert werden, jedoch sind die Auflagen hierfür von Land zu Land verschieden.
Geringe Dioxin-Konzentrationen können dabei bereits gefährlich für die Gesundheit sein. Als Langzeitwirkungen können schwere Erkrankungen der Haut, Schädigungen des Immunsystems, sowie Atemwegserkrankungen, Probleme mit der Schilddrüse und des Verdauungstraktes auftreten. Auch krebserregende Wirkungen wurden in Tierversuchen bereits nachgewiesen. Dioxine können dabei bereits in geringen Mengen die Entstehung von Krebs aus vorgeschädigten Zellen fördern.
Dioxin baut sich nur sehr langsam ab und reichert sich aufgrund dessen auch im Gewebe von Tieren und Menschen an. Dabei kommt der größte Teil, etwa 90 bis 95 Prozent, der Dioxin-Belastung über das Essen in den Organismus. Das Kochen der Lebensmittel hat im Übrigen keinen Einfluss auf das Dioxin, es wird dadurch nicht zerstört. Letztlich lässt sich die Aufnahme von Dioxin kaum verhindern. Im Körper werden aufgenommene Dioxine an die Lipide und Lipoproteine des Blutes angelagert und weiterverteilt. Sie reichern sich dann vor allem im Fettgewebe und in der Leber an.
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