Dabei kombiniert Bril gerne auf den ersten Blick unverwandte Aromen, erzeugt dabei aber eine ungeahnte Harmonie, die sich durch das gesamte, zehngängige Menü zieht. Schwächen hat dieses keine und so ist der Besuch im The Jane – auch dank des perfekten Service-Teams und der überaus fein abgestimmten Weinbegleitung zu den einzelnen Gängen eine echte Offenbarung: Hier ist der erlebnisorientierte Gourmet in seinem natürlichen Habitat!
Freilich bleibt so etwas auch Kritikern und Bestenlisten nicht verborgen. Nicht umsonst belegt das The Jane auf der erweiterten Liste der World´s 50 Best Restaurants 2021 Platz 66, machte dabei im Vergleich zur letzten Ausgabe von 2019 einen enormen Sprung von über 30 Plätzen nach vorne. Dazu darf sich das Restaurant mit einer Zwei-Sterne-Plakette des Guide Michelin schmücken und auf zahlreiche weitere Auszeichnungen und Top-Platzierungen stolz sein. Bril selbst macht sich aber gar nicht so viel aus solchen Auszeichnungen. Auf was es ihm wirklich ankommt, hat er uns nach dem Essen im Gespräch verraten.
Nick Bril vom Restaurant The Jane im Interview
worlds of food: Nick, die World´s 50 Best Restaurants-Verleihung findet 2021 in Antwerpen statt, macht ganz Flandern zum kulinarischen Epizentrum. Ein großes Event für die Stadt und die Region…Nick Bril: Das auf jeden Fall, auch wenn ich selbst gar nicht so sehr auf solche Listen und Auszeichnungen fokussiert bin. Natürlich erzeugen sie weltweite Aufmerksamkeit, sind wichtig für ein Restaurant und auch für das Team sind das hochverdiente Lorbeeren, die es sich anheften kann. Ich selbst aber liebe mehr den Community-Gedanken dahinter, gerade jetzt, nach der schwierigen Covid-Krise und das sogar hier in Antwerpen. Endlich können wir uns mit den nötigen Sicherheitsvorkehrungen wieder treffen, gemeinsam gut essen und gute Weine genießen, Freundschaften und Kontakte pflegen und auch wieder Pläne schmieden.
So zum Beispiel auch mit Billy Wagner vom Nobelhart & Schmutzig in Berlin - Ihr beide veranstaltet ein Aftershow-Party zusammen nach der bekanntgabe der World´s 50 Best Restaurants. Wie kam es zu dieser Freundschaft?
Ich habe ihn 2018 bei der Verleihung der World´s 50 Best Restaurants 2018 in Bilbao kennengelernt, sein Outfit hat mich damals auf ihn aufmerksam gemacht. Nachdem ich ja auch ein DJ bin, habe ich ihn anschließend in der Technohauptstadt Berlin besucht und so haben wir uns über die Themen Gastronomie und Musik enger angefreundet und hatten seither so manchen Abend, der nobel, hart und auch schmutzig war. Ich mag Menschen wie ihn, die ein wenig gegen den Strom schwimmen und eine eigene Meinung zu gesellschaftlich wichtigen Themen haben und diese auch äußern.
Kommen wir zurück zum Thema Kulinarik in Flandern. Was macht die Region hier so besonders in dieser Hinsicht?
Alleine schon, dass die Belgier eine große Leidenschaft für die gute Küche haben. Mehr als in meinem Heimatland, den Niederlanden, oder auch in Deutschland. Hier ist man genusstechnisch näher an Frankreich, die Belgier haben die Qualitätsküche in der DNA. Das zeigt sich auch darin, dass die überwiegende Mehrheit unserer Gäste tatsächlich von hier kommt. Aber ich hoffe, dass sich das auch in den Niederlanden und Deutschland bald ändert.
Mascarpone – Griechischer Joghurt – Hanf Crumble
Fühlst Du Dich bereits als Genuss-Botschafter der Region Flandern?
Ich versuche auf jeden Fall ein solcher zu sein. Gerade jetzt, wo die besten Chefs der Welt sich hier für die World´s 50 Best-Verleihung versammeln. Aber es ist zugegebenermaßen auch einfach, Botschafter für eine Region zu sein, die bereits für Qualität und gute Küche steht.
Wie seid Ihr, Du und Sergio Herman, Dein früherer Geschäftspartner, denn hier in Antwerpen gelandet?
Ich war bereits jahrelang Sergios rechte Hand im Oud Sluis, das ja schon ganz nahe an Antwerpen lag. Dann offenbarte ich ihm vor etwa zehn Jahren aber, dass ich gerne eigene Projekte verwirklichen wolle. Er fragte, ob wir das nicht gemeinsam angehen wollen und für ein solch großes Projekt, eine leerstehende Kirche in ein Gourmet-Restaurant umzuwandeln, war das tatsächlich die beste Entscheidung. So wurde das The Jane zu dem, was es heute ist. Inzwischen habe ich hier meinen inneren Frieden gefunden, sehe meine Zukunft hier und freue mich auf alles was kommt.
Nordsee-Schellfisch 48 Grad 'meunière' - junger Spinat - Barbierblatt - eingelegte und gebratene Knochen - beurre noisette
Nun liegen schwere Monate mit der Corona-Krise hinter uns allen. Wie seid Ihr durch diese Zeit gekommen?
Natürlich haben wir alles gemacht, was wir tun konnten. Wir haben spezielle Take Away-Gerichte entwickelt und verschiedene kreative Street Food-Aktionen gestartet, um uns über Wasser zu halten. Man muss dazu sagen, dass wir ein Jahr vor der Pandemie einen schlimmen Brand in der Küche hatten, das hat das Ganze natürlich nicht einfacher gemacht. Aber wir haben auch versucht die Zeit positiv zu nutzen, alles zu überdenken und verschiedene Herangehensweisen zu optimieren. Das hat uns also auch smarter gemacht, in vielerlei Hinsicht. Jetzt sind wir aber froh, dass wir wieder voll im Business sind.
Du erwähntest es bereits, Du bist auch DJ, legst in Clubs und bei Festivals auf. Wie passt das zu Deinem Leben als erfolgreicher Koch?
Mit der Musik möchte ich die Menschen bestmöglich unterhalten, genau wie hier mit dem Erlebnis im The Jane. Nur gute Musik zu spielen oder gut zu kochen genügt dabei aber heute gar nicht mehr, man muss gewissermaßen eine Formel für ein erfolgreiches DJ-Set und Restaurant finden: Man muss die Wünsche der Gäste erspüren und eine tolle Atmosphäre kreieren, damit sich alle wohlfühlen und etwas Besonderes erleben können. Daher bedeutet mir das beides sehr viel und es steckt sehr viel von mir als Person darin. Und es ist auch sehr artverwandt, schließlich bringt beides die Leute – im besten Falle – zum Lächeln.
Nick Bril bereitet das Abendmahl zu
Hättest Du Dir denn am Anfang Deiner Karriere erträumt, Deine Gäste in einem solch spektakulärem Ort, gewissermaßen einer Kathedrale des guten Geschmacks, zum Lächeln zu bringen?
Nein, wirklich nicht. Aber der Mensch wächst ja an sich und auch mit seinen Aufgaben. In meinem Fall kam dann tatsächlich eines zum anderen und natürlich muss man hier und da, neben dem nötigen Talent und der Inspiration, auch ein wenig Glück haben. Diese Chancen muss man dann aber auch ergreifen, insofern ist das The Jane auch ein Stück weit eine logische Konsequenz. Ich würde generell auch nicht sagen, dass ich hier einer Arbeit nachgehe, schon gar nicht an einem so besonderen Ort, einer, wie Du sagst, Kathedrale des guten Geschmacks. Es ist einfach mein Lifestyle. Es ist das, was ich liebe. Deshalb entwickeln wir das The Jane im Rahmen unserer Möglichkeiten auch stetig weiter. Auch das geht nur Schritt für Schritt, das alles soll gesund wachsen – ich habe schließlich auch Verantwortung meinem Team gegenüber.
Welche Entwicklungen planst Du denn genau, nachdem Du jetzt der alleinige Eigner des The Jane bist?
Wir werden zum Beispiel den Bar-Bereich hier oben komplett neugestalten, ich möchte ein veganes Fine Dining-Restaurant – sozusagen ein Restaurant im Restaurant – aufmachen. Das ist natürlich ein ambitioniertes Projekt, das neben dem normalen Betrieb im The Jane umgesetzt wird. Aber der pflanzenbasierten Küche gehört die Zukunft und ich glaube, dass ein solch ineinandergreifendes Konzept toll wird.
Nick, alles Gute für die anstehenden Projekte und vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Informationen: www.thejaneantwerp.com
Derk Hoberg (re.) traf Nick Bril im The Jane zum Interview