Was ist also dran an diesem neuen Konzept? Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, einen Abend lang klassischer Musik zu lauschen und dabei Wein zu verkosten. Bei der Veranstaltung von voce:divino wurde zu jedem Stück ein anderer Wein serviert. Ein überraschendes Erlebnis.
Musik und Wein: Zwei gepaarte Genusswelten
Nach Deutschland gebracht hat die Idee Univ.Prof. Chia Chou nach einem Urlaub in Griechenland: „Eines Abends, in diesem kleinen griechischen Restaurant, das Essen und das Flair, es war einfach alles perfekt. So auch der Wein: Dieser war so lecker, dass ich mir gleich zwei Flaschen mit nach Hause nahm.“Und zu Hause, was ist da passiert? „Der Wein war eine Katastrophe! Ich dachte, der Kellner muss einen Fehler gemacht haben!“, erinnert sich Chia Chou. Bis ihm die Idee kam, dass die Wahrnehmung des Weins mit der Musik zusammenhängt.
Einer von Europas Spitzen-Sommeliers, Rakhshan Zhouleh, serviert an diesem Abend die Weine, die er eigens zur Musik ausgesucht hat. „Ich habe wirklich nicht geglaubt, dass das stimmt“, erzählt Zhouleh. Aber dann habe er Stunde um Stunde Felix Mendelssohn-Bartholdys Klaviertrio in c-Moll gelauscht und verschiedene Weine dazu probiert – und war selbst überrascht.
Stunde um Stunde Bartholdys Klaviertrio
Wovon der Sommelier zu schwärmen anfing, davon konnten sich die Besucher an diesem Abend selbst überzeugen. Den musikalischen Rahmen gestaltete das Trio Alba. Drei Werke zu drei verschiedenen Weinen. Es zu galt es lauschen und zu kosten. Den Anfang bildete ein Klaviertrio in c-Moll von Édouard Lalo. Vier verschiedene Sätze, die allesamt unterschiedlich in ihrem Charakter, in ihrem Tempo, in ihrem Temperament sind. Serviert wurde dazu der Escherndorfer Lump, Jahrgang 2012.Im ersten Satz, einem beschwingten Allegro moderato, tanzt der Wein förmlich auf der Zunge, im dritten Satz ist er plötzlich schwerer, herber. Zurück im vierten Satz ist er wieder leicht und unbeschwert.
Häppchen vom Sternekoch
Sternekoch Ali Güngörmüş servierte an diesem Abend kleine Häppchen, die ebenfalls auf den Weingeschmack abgestimmt waren. So gab es beispielsweise Spargel im Blätterteig mit Zitronen- und Orangenaroma und Pumpernickel mit Avocado-Creme und Kaviar.Das nächste Stück „Give Me Phoenix Wings To Fly“, eine moderne Komposition von Kelly-Marie Murphy, wurde zu einem Sauvignon Blanc namens Grüne Libelle von 2012 gespielt. Entsprechend dem Lebenszyklus eines Phönix´ nimmt man im ersten Satz Feuer, Unruhe und Zerstörung wahr. Im zweiten Satz spürt man, der Phönix ist in Flammen aufgegangen. Oder aber: „Wie eine Libelle, die bei Regen nicht fliegen kann“, findet Sommelier Rakhshan Zhouleh. Im dritten Satz dann: Die Auferstehung. Die Wärme spiegelt sich im Wein, wie in der Musik wieder. Der Sommelier erzählt, wie es ihm dabei ging: „Das Stück ist eine Momentaufnahme, der Wein ändert sich von Minute zu Minute.“
Zeit für Genuss
Bei der Veranstaltung voce:divino steht der Genuss im Vordergrund. Mitgründer Georg Rittstieg ist genau dieser Punkt besonders wichtig: Es soll kein Gefühl von Hektik aufkommen, wie es oft bei klassischen Konzerten der Fall ist. Zeit für Pausen muss sein, um das vorher Erlebte zu verarbeiten und sich auf die nächste Präsentation von Wein und Musik einstimmen zu können.Was Rittstieg auch bemerkt: „Dieses Erlebnis kann man einfach nicht beschreiben. Man muss es selbst erleben und selbst fühlen, um es zu verstehen.“ Die Musik schmecken und umgekehrt den Wein hören. Zwei Genusswelten kombiniert zu einer.
Mehr Informationen über voce:divino, das Konzept, anstehende Veranstaltungen und mehr finden Sie unter: http://voce-divino.com/