Freilich machte sich Gründer Spyros Metaxa über solch bürokratische Finessen im Gründungsjahr 1888 noch keine Gedanken. Im Gegenteil, ging es dem Winzer doch ausschließlich darum, ein angenehm mildes und dennoch aromareiches Getränk auf Basis seiner Weine ins Glas zu bekommen. Sein Nachname war für diese Mission übrigens prädestiniert, bedeutet dieser übersetzt doch etwas wie der „Seidige“ und auch ein Wappen war für das neue Getränk schnell gefunden: Bei den Ausgrabungen für die erste Metaxa-Destillerie in der Hafenstadt Pyräus war man auf eine alte Münze mit der Darstellung eines „Salamina-Kriegers“ gestoßen. Dieses Emblem wird noch heute als Logo verwendet, um der Tradition Metaxas Ausdruck zu verleihen.
Das Motiv einer alten Münze wurde zum Wappen von Metaxa
Rasch nahm die Erfolgsgeschichte des Unternehmens an Fahrt auf, schon 1892 begann der Export nach Konstantinopel, Ägypten und, man höre und staune, Äthiopien. Schon kurz darauf folgten mit steigender Nachfrage in Russland, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Mitteleuropa, einigen arabischen Länder und Persien, weitere Länder, die Metaxa belieferte. Immer größere Mengen mussten produziert werden, am besten auch direkt vor Ort und so eröffnete 1897 eine zweite Destillerie in Odessa und 1902 eine dritte in Konstantinopel. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Spirituose auch schon in Amerika Fuß gefasst und es ist beinahe verwunderlich, dass es bis in die 1960er Jahre dauerte, bis der Export nach Deutschland und Österreich in Schwung kam und Metaxa wenige Jahre später zu einem weltweit etablierten Konzern heranwuchs. So ist die Geschichte Metaxas wohl immer auch eine von griechischen Emigranten, die neben ihrer landestypischen Küche auch ihr Nationalgetränk in der neuen Heimat nicht missen wollten.
Bei einer exklusiven Kellerführung kann man sich selbst im kunstvollen Verschneiden der drei Zutaten versuchen
Seit 2000 gehört Metaxa nun zur Unternehmensgruppe Rémy Cointreau und produziert seine Spirituosenspezialität ausschließlich in der Nähe Athens. An der besonderen Rezeptur hat sich bis heute aber nichts geändert. Einzig, wenn der seit 1992 verantwortliche Master-Blender Constantinos Raptis Sondereditionen wie „Angels´ Treasure“, „Private Reserve“ oder den sündhaft teuren „AEN 1“ entwickelt, ändert er die Dosierung der drei Zutaten und lässt diese unterschiedlich lange in den riesigen Fässern reifen. Die Anzahl der Jahre, die der herkömmliche Metaxa in eben jenen lagert, geben übrigens die Sterne an, die die Flaschen des Unternehmens schmücken. Fünf, sieben oder zwölf, je länger gereift, umso vollmundiger sind die bernsteinfarbenen Tropfen im Geschmack – und werden so zu einer runden Sache.
Wie oft man auch fragt, Constantinos Raptis verrät die geheimen Zutaten nicht
In den kleinen Fässern lagern die Trauben-Destillate, bevor sie mit dem Wein und den geheimen Zutaten verschnitten werden und in den großen Fässern (unten) zu Ende reifen