Machen Kartoffeln dick? shutterstock.com/crisp
Essen und Trinken

Machen Kartoffeln dick?

Kohlenhydrate gelten schon lange als „Dickmacher“. Glaubt man US-Amerikanischen Forschern, ist die Kartoffel einer der schlimmsten von ihnen. Die Langzeitstudie beschäftigte sich mit 120.000 Teilnehmern.

1,5 Milliarden Menschen tragen nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu viele Pfunde mit sich herum. Weltweit gelten 500 Millionen Menschen sogar als fettleibig, weil ihr Body-Mass-Index über 30 liegt. Solche Zahlen lassen sich – bei aller berechtigten Kritik am BMI – auch nicht mit einem hohen Muskelanteil begründen.

Um herauszufinden, welche Nahrungsmittel die größten Dickmacher sind, hat die renommierte Harvard Medical School in Boston (USA) vor 20 Jahren eine Ernährungs-Langzeitstudie mit 120.000 Probanden gestartet. Die Ergebnisse wurden nun im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Ernährungsstudie: 120.000 Probanden können nicht irren

Rund 100.000 Frauen und 20.000 Männer haben sich im Jahr 1991 für die Studie zur Verfügung gestellt. Einzige Voraussetzung: Die Teilnehmer mussten zum Untersuchungsbeginn normalgewichtig sein. Alle vier Jahre wurden die Probanden auf die Waage gebeten und mussten den Forschern von ihren Lebensgewohnheiten (Sportpensum, verbrachte Zeit vor dem Fernseher, Raucher/Nichtraucher etc.) und ihrem Essverhalten berichten.

7,6 Kilogramm in 20 Jahren

Das Ergebnis: Nach Ablauf der 20 Jahre haben die Teilnehmer im Schnitt 7,6 Kilogramm an Gewicht zugelegt. Das mag auf den ersten Blick viel erscheinen, doch wenn man die Gewichtszunahme auf das Jahr runterrechnet, hat jeder Proband zwischen Neujahr und Silvester lediglich 380 Gramm zugelegt. Bedenkt man zudem noch, dass es mit zunehmendem Alter immer schwieriger wird, in Form zu bleiben, sind die Ergebnisse also gar nicht sonderlich schlecht. Doch darum ging es den Forschern in erster Linie nicht. Vielmehr interessierte sie, welche Lebensmittel den Unterschied machen zwischen den dick und dünn.

Kartoffeln entpuppen sich als Dickmacher Nummer eins

Anhand der Aussagen der Probanden notierten die Forscher in Tagesportionen, welche Nahrungsmittel die Menschen in einem Vier-Jahres-Abschnitt häufiger oder seltener gegessen hatten als im vorigen. Ihr Ergebnis: Regelmäßiger Genuss von Kartoffelchips führte zu einer Gewichtszunahme von 770 Gramm über vier Jahre. Bei Kartoffeln auf dem Teller (wobei Salzkartoffeln und Pommes frites zu einer Kategorie zusammengefasst wurden) waren es immerhin noch 580 Gramm. Keine Überraschung: Auch der regelmäßige Konsum vom zuckerhaltigen Limonaden (450 Gramm) und rotem Fleisch (430 Gramm) führt zu einer beachtlichen Gewichtszunahme. Mit „nur“ 180 Gramm hinken Süßigkeiten und Süßspeisen da schon ein wenig hinterher.

Und was haben die Leute gegessen, die ihr Gewicht gehalten oder sogar ein paar Kilo verloren haben? Bei ihnen standen weniger Kartoffelprodukte auf dem Speiseplan, dafür aßen sie häufiger Obst, Gemüse, Nüsse und Milchprodukte als die dicken Probanden.

Erstaunlich: Entgegen der Ergebnisse anderer Studien soll die Ernährung einen größeren Einfluss auf die Linie haben als die Bewegung. So soll sich jede Stunde täglich vor dem Fernseher „nur“ mit 140 Gramm Gewichtszunahme in vier Jahren niederschlagen.