worlds of food: Herr Baboumian, vor rund sechs Jahren haben Sie sich für einen „tierfreundlichen Lebensstil“ entschieden und sind Vegetarier geworden – Warum?
Patrik Baboumian: Ich habe schon immer eine große Empathie für Tiere empfunden. Vor sechs Jahren habe ich mir dann Gedanken über meinen gesamten Lebensstil gemacht und habe festgestellt, dass mein Ernährungsverhalten eigentlich nicht dazu passt. Auf der einen Seite möchte ich Tieren helfen und empfinde Mitleid für Tiere in Not, auf der anderen Seite habe ich jeden Tag Tiere gegessen. Diese Diskrepanz konnte ich nicht länger ertragen.
worlds of food: Ist Ihnen die Umstellung auf fleischlose Ernährung durch diese Erkenntnis leicht gefallen?
Patrik Baboumian: Ja, das war sehr unproblematisch für mich. Man stellt sich die Umstellung vom Speiseplan mit Fleisch auf den Speiseplan ohne Fleisch sehr schwierig vor, das ist es aber eigentlich gar nicht. Man hat so viele andere Nahrungsmittel zur Auswahl. Wenn ich einen Hamburger essen will, dann nehme ich jetzt einfach einen Gemüsebratling anstatt einer Frikadelle.
worlds of food: Zum Ende des Jahres möchten Sie noch einen Schritt weiter gehen und auf vegane Ernährung umsteigen, also komplett auf tierische Produkte verzichten – Wie sieht es da mit der Umstellung aus?
Patrik Baboumian: Das ist nicht ganz so leicht, da in sehr vielen Lebensmitteln tierische Produkte wie Milch oder Eier enthalten sind und das teilweise auch sehr versteckt. Deshalb nehme ich mir dafür auch ein paar Monate Zeit und experimentiere mit den verschiedensten Produkten in der Küche herum.
worlds of food: Vermissen Sie Lebensmittel, die Sie vor Ihrer Umstellung sehr gerne gegessen haben?
Patrik Baboumian: Was die Umstellung auf die fleischlose Ernährung angeht nicht, da ich nie eine besondere Präferenz für Fleisch hatte. Der Schritt zur veganen Ernährung wird schmerzhafter, da ich von klein auf Milch und verschiedenste Milchprodukte geliebt habe. Außerdem haben Milchprodukte in den letzten sechs Jahren einen Eckpfeiler in meiner Ernährung dargestellt. Das ist schon eine sehr große Herausforderung.
worlds of food: Warum möchten Sie diese Herausforderung auch noch annehmen?
Patrik Baboumian: Im Grunde führe ich ja nur den Gedanken, den ich vor sechs Jahren hatte, zu Ende. Es geht ja darum, den Tieren Leid zu ersparen. So habe ich mir seit sechs Jahren zwar nicht selbst die Finger schmutzig gemacht, da für mich kein Tier getötet werden musste. Dennoch ist es ja quasi so, dass ich durch den Konsum von beispielsweise Milchprodukten ein System unterstütze. Eine Kuh muss ersteinmal Kalben, um Milch zu geben. Damit dieser Zustand lange anhält, wird der Kuh das Kalb weggenommen und geschlachtet. Deshalb möchte ich bald so konsequent sein und komplett auf tierische Produkte verzichten.
worlds of food: Als Kraftsportler haben Sie seit der Umstellung auf fleischlose Ernährung eine deutliche Leistungssteigerung erfahren, ohne beispielsweise die wertvollen Proteine aus dem Fleisch – Wie erklären Sie sich das?
Patrik Baboumian: Es stimmt natürlich, dass gerade Fleisch sehr proteinhaltig ist. Aber in den letzten Jahren konnte ich das sehr gut durch Milchprodukte ausgleichen. Dadurch war mein Proteinbedarf als Kraftsportler genauso gedeckt. Die fleischlose Ernährung hatte eher Vorteile, da mein Stoffwechsel und insbesondere mein Verdauungsapparat weniger Arbeit zu erledigen hatte. Dadurch wird eine Menge Energie frei, die der Körper bei einem Leistungssportler zum Beispiel in die Regeneration stecken kann. Mittlerweise habe ich auch andere Sportler kennen gelernt, die von ähnlichen Erfahrungen berichten.
worlds of food: Durch die Umstellung auf vegane Ernährung werden bald auch die Proteine aus Milchprodukten fehlen. Welche Quellen wollen Sie dann nutzen?
Patrik Baboumian: Ja, das stimmt natürlich. Deswegen lasse ich mir für diese Umstellung auch mehr Zeit. Ich muss jetzt schauen, wie ich die Milchprodukte ersetzen kann, da Proteine als Kraftsportler natürlich sehr wichtig sind. Momentan experimentiere ich mit den verschiedensten Arten von Tofu (gepresster Sojaquark), Seitan (Produkt aus Weizeneiweiß, also Gluten) und Tempeh (gekochte Sojabohnen mit Schimmelpilz).
worlds of food: Werden Sie auch auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen?
Patrik Baboumian: Ja klar, da kommt man als Kraftsportler kaum drum herum. Und eben vor allem bei veganer Ernährung nicht.Es gibt verschiedenste pflanzliche Proteinpulver. Beispielsweise Erbsenprotein, Reisprotein oder Soja Isolat. Damit werde ich mich in den nächsten zwei, drei Monaten noch intensiv auseinander setzen, um herauszufinden, was für mich die optimalen Proteinquellen sind.
worlds of food: Wird der Essensplan bei veganer Ernährung nicht etwas eintönig?
Patrik Baboumian: Das denken die Meisten, aber eigentlich ist das Gegenteil der Fall – zumindest habe ich diese Erfahrung gemacht. Früher habe ich immer gegessen worauf ich gerade Lust hatte und das war dann oft das Gleiche. Dadurch, dass ich jetzt gezwungen bin, meine ganze Ernährung immer noch einmal zu überdenken, esse ich jeden Tag etwas anderes.
worlds of food: Herr Baboumian, wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Umstellung auf vegane Ernährung und bedanken uns recht herzlich für das Interview!
Patrik Baboumian: Sehr gerne!
Bildquelle: C.Coslar/PETA