Vom Lakritzkocher zum Millionär
Ein gewisser Johan Bülow jedoch, ein junger Unternehmer aus Dänemark, hat vor einigen Jahren angefangen, diesen Markt ganz neu aufzurollen – und das immerhin so erfolgreich, dass sein Unternehmen, das er 2007 mit einem ersten kleinen Geschäft auf seiner Heimatinsel Bornholm startete, letztes Jahr für 63 Millionen Euro an einen Investor verkauft wurde. Doch Johan Bülow ist immer noch mit fast einem Viertel beteiligt, ebenso wie wichtige Mitarbeiter des Unternehmens. Vor allem aber ist er noch immer der kreative Kopf und das Aushängeschild von Lakrids, der Marke für hochwertige Lakritze, Bio-Lakritze und die bunten Schokoladenkugeln mit Lakritzekern, die auch den größten Lakritz-Gegner ins Schwärmen bringen. Die Unternehmensgeschichte von Lakrids klingt ein bisschen wie im Märchen. Aber sie zeigt auch, dass die Kombination einer emotionalen – und womöglich tatsächlich wahren – Geschichte mit einer guten Idee und hohem Qualitätsanspruch zu großen Gewinnen führen kann. Ein Besuch in Kopenhagen:Gourmet-Lakritze statt Bonbons
„Meine Mutter war meine größte Inspiration. Sie hat mir immer gesagt: „Geh in die Welt und mache etwas Besonderes“, erzählt Bülow – und schon fliegen ihm die Herzen der Zuhörer zu. Und so geht die Geschichte weiter. Aber irgendwie nimmt man sie ihm auch ab: Er zieht mit 17 von der kleinen Insel Bornholm nach Kopenhagen, arbeitet in der Gastronomie, fängt dann in einem Sternerestaurant an. Dort lernt er viel über hochqualitative Produkte und über Techniken, diese Produkte auch höchstem Niveau marktbereit zu machen. In seiner Freizeit sucht er auf der ganzen Welt nach Nischenprodukten. Doch dann sieht er zu Hause auf Bornholm zu, wie die Kunden vor der Bonbon-Produktion seines Onkels Schlange stehen. Aber Bonbons sind ihm zu langweilig, da sie nur aus Saft und Zucker oder vielleicht gerade noch Honig bestehen. Was aber wäre mit Lakritze möglich, die in Dänemark, wie in vielen anderen nordischen Ländern, sehr beliebt war und ist? Dort gibt es Lakritz-Kaugummi, -sirup und Lakritz-Wodka. In Stockholm findet jährlich sogar ein Lakritzfestival statt. Außerdem enthält Lakritze enthält bis zu zwölf Inhaltsstoffe. Was, wenn man versuchen würde, dieses Produkt auf ein höheres Qualitätslevel zu bringen? Gibt es vielleicht einen Markt für Gourmet-Laritze?Kochende Lakritze in der geheimen Produktionsmaschine
Die Suche nach dem richtigen Rezept
Dass es den gibt, weiß Johan Bülow inzwischen. Aber der Weg war dann doch nicht so einfach. Angefangen in der Küche seiner Mutter und nur mit der Unterstützung seiner damaligen Freundin und heutigen Frau musste zunächst ein gutes Lakritz-Rezept gefunden werden, was sich als schwieriger als gedacht herausstellte. Erst als ein ehemaliger Industrie-Produktionsleiter sich meldete, weil er von der Idee gehört hatte und begeistert war, ging es wirklich weiter. Innerhalb von etwa drei Jahren entwickelten sie gemeinsam eine neue, hochqualitative Lakritze – die übrigens auch die erste glutenfreie der Welt wurde. Denn statt Weizenmehl verwendeten Johan Bülow und Tage (noch heute Produktionsleiter bei Lakrids) Reismehl. Als sie 2007 den ersten Shop auf Bornholm eröffneten, wurde schnell klar. Sie hatten einen Hit gelandet. So schnell konnten sie gar nicht nachproduzieren (immer noch in ausschließlicher Handarbeit), wie ihre Produkte ausverkauft waren. Also musste eine Maschine her, die wahrscheinlich „kleinste Produktionsmaschine für Lakritze auf der Welt“ erklärt Bülow. Mit ihr wird bis heute produziert. Allerdings darf sie nicht fotografiert werden, denn neben der genauen Zusammensetzung der Lakritze ist sie eines der Geheimnisse von Lakrids – wie die kleine Firma inzwischen hieß. Heute arbeiten bei Lakrids 300 Mitarbeiter. Es gibt 25 eigene Geschäfte und zahlreiche Shop-in-Shop Läden. Und im November eröffnet der erste Lakrids-Store in Dubai. Doch die Maschine ist noch die selbe wie vor elf Jahren.Schokokugel mit Lakritzkern und Passionsfrucht - hier wird die Zuckerkruste gehärtet
Kugeln für den internationalen Roll-Out
Die für den internationalen Markt beste Idee Johan Bülows war allerdings sicherlich die, seine Lakritze mit Schichten von belgischer Schokolade zu umgeben, die wiederum mit den unterschiedlichsten Zutaten vermengt wird – von Blaubeeren über Meersalz bis zu Passionsfrucht. Die so entstehenden Kugeln werden mit einem knusprigen Zuckermantel umhüllt. Mit diesen Kugeln bringt man nämlich auch diejenigen dazu, Lakritze zu essen, die sie eigentlich nicht mögen. Tatsächlich ist, gerade im deutschen Markt, eine der häufigsten Reaktionen von Kunden, die zum ersten Mal einer der Larkrids-Kugeln probieren: „Also eigentlich mag ich Lakritze ja nicht, aber diese Dinger...“ Johan Bülow ergänzt lachend, dass Lakrids dadurch inzwischen auch zum größten Importeur belgischer Schokolade in Dänemark geworden ist.Zubereitung des Menüs
Viel mehr als nur eine Leckerei
Wie erwähnt gibt es in Dänemark Lakritze nicht nur als Süßigkeit. Und genau das will Johan Bülow nun auch international bekannter machen. Noch in der Firma konnten wir also einen Lunch zubereitet von einem dänischen Spitzenkoch genießen: Drei Gänge, immer mit Lakritze – Lakrids produziert auch süßen und salzigen Lakritz-Sirup sowie Lakritzpulver.Restaurant Ibu: Sambal Sotong Randang
IBU Spareribs
Am Abend ging es in ein Restaurant mit malayischer Küche und hier wurden sogar fünf Gänge mit Lakritze serviert – und alle waren köstlich. Den Tagesabschluss machten dann drei Cocktails in Copenhagens In-Bar „Ruby“.
Drinks mit Lakritze im Ruby
Es ist die Mission von Johan Bülow das gesamte Geschmacksspektrum, das mit der Verwendung von Lakritze erreicht werden kann, in die Welt zu tragen. Er ist jetzt 34 Jahre alt – da kann die Welt noch einiges erwarten. In Dubai übrigens werden die Lakrids-Kugeln mit Rosenblättern produziert...
Weitere Infos finden Sie unter: lakridsbybulow.de