Hinter all dem stand die Idee, sich selbständig machen zu wollen. Mit einer Kneipe, oder aber – nach einigen Ratschlägen von Menschen, die Plogstedt und ein damaliger Kumpel in solchen Kneipen kennengelernt hatten – mit einem Tournee-Catering. Kochen für Bands auf Tour. Eine bombige Idee, wie sich herausstellen sollte, schließlich ist Plogstedt seit inzwischen 21 Jahren erfolgreich mit der RGF unterwegs. Doch das ist nicht alles. Seit September 2010 gehört er zur festen Besetzung der RTL 2-Sendung „Kochprofis“ und seit 2012 betreibt er gemeinsam mit seiner Ehefrau das Restaurant Olsen in Hamburg.
Die Geschichte der Roten Gourmet Fraktion
Es war nicht leicht, anfangs als Caterer einen Fuß in die Tür zu bekommen. Zwar hatte der in Berlin geborene Plogstedt im Steigenberger Hotel in Berlin gelernt und war bereits ausgebildeter Koch, allerdings fehlte ihm jegliche Erfahrung, was das Catering von Tourneen anging. Mit Improvisationskunst, verrückten Ideen und Mut gelang Plogstedt der Einstieg. „Einfach machen“, war damals die Devise laut Plogstedt: „Punkrock halt“. Man lieh sich das nötige Equipment für den ersten Einsatz und lieferte einen guten Job ab. Das sprach sich herum und als erste namhafte Band traten Die Ärzte an die Rote Gourmet Fraktion heran, um sie für eine Tour zu buchen. Von da an ging es bergauf und die Liste der Bands, die die RGF heute als Referenzen angeben kann, ist lang. Von den angesprochenen Ärzten über Rammstein, Elements of Crime, die Fantastischen Vier, bis hin zu den Beastie Boys und Marilyn Manson bei Musikfestivals. Bisheriger Höhepunkt der Unternehmensgeschichte war aber die „Krach der Republik“-Tour mit den Toten Hosen in den vergangenen beiden Jahren. Bei dieser Tour mussten neben Campino und Co auch etwa 140 Tour-Mitarbeiter mit genügend Energie versorgt werden, damit die Hosen über eine Millionen Fans in ganz Deutschland glücklich machen konnten.Beck´s, Lachs und Rock´n´Roll
Für solche Einsätze sind sie heute gut gerüstet. Längst haben sie eigenes Equipment, das einen 7,5 Tonnen Lastwagen füllt. Um dieses jeweils aufzubauen, gehört die Rote Gourmet Fraktion morgens zu den ersten, die in der Halle erscheinen. „Erst einmal Kaffee kochen und die Küche aufbauen“, erklärt Plogstedt den Touralltag. Einer der Crew geht dann einkaufen, die anderen kümmern sich derweil ums Frühstück für die Roadies. In der Folge stehen die weiteren Mahlzeiten auf dem Plan, die allesamt vor- und zubereitet werden müssen. Für die jeweilige Band steht dabei immer auch ein frisch zubereitetes Essen für nach dem Konzert auf dem Plan. „Die meisten Musiker mögen es nicht, vor dem Konzert zu essen und mit vollem Magen auf die Bühne zu gehen“, sagt Plogstedt. Sonderwünsche sind dabei fest eingeplant, schließlich gibt es immer mehr Vegetarier und Veganer – gerade unter den Musikern. Und weil Rockstars dann hin und wieder – wer hätte es gedacht – ganz gerne noch ein Ründchen feiern, kommen Plogstedt und seine Crew meist erst gegen drei Uhr in der Nacht zum Schlafen, schließlich muss zuvor auch alles wieder abgebaut und im Laster verstaut werden.Natürlich erlebt Ole Plogstedt auch jede Menge Geschichten im Backstage-Bereich, die dort auch bleiben sollen. Ein paar Anekdoten vom Tour-Alltag hat er dann aber doch auf Lager. So wie jene, als die Rote Gourmet Fraktion für Rammstein einst ein ganz besonderes Feuerwerk veranstaltete: Die Garderobe von Rammstein wurde mit zahlreichen Grablichtern dekoriert und diese ein wenig zu nah aneinandergestellt. Das Plastik schmolz, fing Feuer und das ganze Wachs der Kerzen tropfte auf den Gitarrenkoffer eines Bandmitglieds. Der Schreck war damals größer als der Schaden, schließlich wurde alles rechtzeitig entdeckt und die Band war nach Plogstedts Aussage noch nicht einmal sauer.
Gegen Rechts, gegen Aids, gegen Monsanto
Inzwischen nutzt die Rote Gourmet Fraktion ihre eigene Popularität, um soziale Projekt zu unterstützen oder selbst zu organisieren. Veranstaltungen wie Kochen gegen Rechts (2001) oder Kochen gegen Aids (2006) legen davon Zeugnis ab. Ganz aktuell engagiert sich Ole Plogstedt für die Non-Profit-Organisation OXFAM in der Kampagne „Keine Entwicklungshilfe für Agrarkonzerne“ gegen die wachsende Ausbeutung von Kleinbauern und den zunehmenden Einfluss von Großkonzernen wie Monsanto. Da passt es auch ins Bild, dass die Karte in Plogstedts Hamburger Restaurant Olsen zu 50 Prozent aus vegetarischen Gerichten besteht. Zwar liebe er es, Fleisch zu essen, jedoch nicht zu jedem Preis. Dass es ihm dabei nicht um den monetären Gegenwert geht, sondern vielmehr um den Preis, den die Tiere für die menschliche Fleischeslust zu zahlen haben, liegt auf der Hand. Ole Plogstedt möchte über den Tellerrand hinaus revolutionieren mit der Roten Gourmet Fraktion. Gewaltfrei und auch gegenüber Tieren.Hier geht es zu einem ausführlichen Interview mit RGF-Gründer Ole Plogstedt