Auch satte Menschen bekommen beim Anblick von Nahrungsmitteln Appetit Jennifer Kolling / pixelio.de

Auch satte Menschen bekommen beim Anblick von Nahrungsmitteln Appetit

Wer hungrig ist und eine leckere Mahlzeit zu sehen bekommt, dem läuft sprichwörtlich das Wasser im Mund zusammen. Das ist allgemein bekannt. Wissenschaftler am Max-Planck-Institut in München haben jetzt eine überraschende Entdeckung gemacht: In einer Studie stellten sie fest, dass der Appetit von Versuchspersonen durch Bilder von Nahrungsmitteln geweckt wurde – und zwar unabhängig vom eigentlichen Hunger. Schuld daran ist das Hormon Ghrelin.

Immer mehr Menschen nehmen viel mehr Nahrung zu sich, als sie eigentlich benötigen. Die Folgen sind neben Übergewicht auch Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes. Warum fällt es uns so schwer, diszipliniert und angemessen zu essen? Ungesundes Fast Food, zu große Portionen, zu wenig Bewegung, das Essverhalten unserer Mitmenschen, die Gene…Gründe gibt es zuhauf. Aber nun scheint es so, als hätte sich neben all dem auch unser Hormonhaushalt gegen uns verschworen.

Bilder machen Appetit – selbst dann, wenn man satt ist

Das Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München führte mit acht jungen, gesunden Männern eine Studiedurch. Diesen wurden zum einen Bilder mit nicht essbaren Objekten, zum anderen Fotos von Speisen wie Pizza oder Eiscreme gezeigt. Obwohl die Probanden vorher gefrühstückt hatten, also eigentlich keinen Hunger verspüren konnten, bekamen sie durch die Bilder mit Nahrungsmitteln Appetit. Bei den nicht essbaren Dingen blieb dieser Effekt aus.

Hunger durch Ghrelin

Nachweisen konnten die Forscher den gesteigerten Appetit durch das Hormon Ghrelin, welches nach Betrachtung der Nahrungsmittel in deutlich erhöhter Konzentration im Blut der Studienteilnehmer zu finden war.

Ghrelin ist – neben anderen Hormonen wie Leptin und Cortisol – für das Hunger- und Sättigungsgefühl verantwortlich und spielt womöglich eine wichtige Rolle in der Gewichtszunahme. Es wird unter anderem auch bei Schlafmangel und Depressionen im Körper ausgeschüttet, was dazu führt, dass Betroffene gefährdet sind, übergewichtig zu werden.

 „Unsere Studienergebnisse zeigen erstmalig, dass die Ausschüttung von Ghrelin ins Blut zur Regulation der Nahrungsaufnahme auch durch äußere Faktoren gesteuert wird. Unser Gehirn verarbeitet also diese optischen Reize, und ohne willentliche Kontrolle werden die körperlichen Prozesse gestartet, die unser Appetitempfinden steuern. Ein Mechanismus, der uns dazu verleiten könnte, bereits zwei Stunden nach dem Frühstück ein Stück Kuchen zu verzehren“, erklärte Petra Schüssler, Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut, die an der Studie beteiligt war.

Was tun?

Es ist unklar, warum unser Körper so zielgerichtet auf potentielle Nahrung reagiert. Vielleicht wird es eines Tages auch möglich sein, das Körpergewicht anhand der Hormonproduktion an Stelle von anstrengenden Diäten zu kontrollieren. Bis dahin bleibt uns nur eiserne Selbstdisziplin im Angesicht verlockender Köstlichkeiten. Oder, wie Petra Schüssler es empfiehlt, den Anblick eben dieser konsequent zu vermeiden. Wenn das nur so einfach wäre…