Ob gekocht, gebraten oder frittiert – Kartoffeln erfreuen sich großer Beliebtheit. Doch vielen Menschen ist nicht bewusst, welch große Vielzahl von Kartoffelsorten es gibt. Nur wenige davon landen auf den heimischen Tellern. Wie stark diese Artenvielfalt, Ernährungsqualität und Nahrungssicherung zusammenhängen, will jetzt der Verein „HelpAge“ aus Osnabrück anhand dieser Kartoffelsorten zeigen. In einem dreijährigen Vorhaben zur Bildung für nachhaltige Entwicklung sollen viele verschiedene Zielgruppen erreicht werden: „Neben Schulen wollen wir auch Kleingärtner, Botanische Gärten, Gastronomen und die interessierte Öffentlichkeit für die Artenvielfalt von Nahrungsmitteln sensibilisieren“, sagte heute HelpAge-Geschäftsführer Michael Bünte. Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung unterstützen das Projekt mit insgesamt 131.000 Euro.
„Hier wird erstmals ein Bildungsprogramm verwirklicht, das neben der Nutzpflanzenvielfalt auch die Rolle älterer Menschen für das Bewahren von wertvollem Wissen um diese Vielfalt und deren Handhabung berücksichtigt“, lobte DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde heute bei der Übergabe des Bewilligungsschreibens. Das Konzept, hierbei sowohl Senioren indigener Lebensgemeinschaften als auch heimische Senioren auf globaler, regionaler und lokaler Ebene einzubinden, sei ein Alleinstellungsmerkmal des Vorhabens. So trügen alte Menschen auf allen Ebenen zur Umweltbildung bei.
„Wir wollen über die weltweiten Zusammenhänge zwischen Nahrungsmittelherstellung auf Produzentenseite und dem Verzehr auf Konsumentenseite aufklären“, erläuterte Bünte. HelpAge kooperiere dafür mit der peruanischen Organisation „Asociacion Pacha Uyway“, da die weltweit angebauten rund 7.500 Kartoffelsorten überwiegend von peruanischen Andensorten abstammten. Noch heute fänden sich dort etwa 200 Wildarten. Nur wenige Experten könnten diese überhaupt bestimmen. Schon seit ungefähr 8.000 Jahren würden diese seltenen Sorten von indigenen Lebensgemeinschaften angepflanzt. In Peru solle u.a. durch Messen oder Märkte in den verschiedenen Gemeinden der zusammengebrochene Austausch des Saatgutes wiederbelebt und so die Kartoffelvielfalt gefördert werden.
„In den drei Jahren Projektlaufzeit wollen wir rund 5.500 Schüler an Grund-, Haupt- und Realschulen sowie an Gymnasien erreichen“, erläuterte Bünte das Vorhaben. Wo es möglich sei, würden auch vorhandene Schülerfirmen einbezogen, die zum Beispiel in der Schulkantinenversorgung aktiv seien. Neben der Region Osnabrück würden auch Schulen aus den Regionen Münster, Rheine, Ibbenbüren, Mettingen und Tecklenburg beteiligt. Mit Ernährungswissenschaftlern der Fachhochschule und der Universität Osnabrück würden Unterrichtsmaterialien entwickelt, eine „Kartoffelkiste“ zusammengestellt und zur Ausleihe für interessierte Gruppen und Schulen angeboten. Neben DVDs und Postern solle die Kiste auch praktisches Anschauungsmaterial enthalten.
„Nicht ohne Grund wird der Förderbescheid heute in einer Kleingartenkolonie überreicht. Auch Kleingärtner sollen für das Anbauen von seltenen und bedrohten Kartoffelsorten begeistert werden“, sagte Brickwedde. Dafür seien jährlich verschiedene Veranstaltungen geplant. „Darüber hinaus planen wir Kooperationen mit Landfrauenverbänden, Altbauern und Seniorenbüros, die ihr wertvolles Wissen im wahrsten Sinne fruchtbar einbringen können“, sagte Bünte. Jährlich könnten zudem jeweils ein Heimatverein und bis zu drei Volkshochschulen eingebunden werden. Denkbar seien neben Vorträgen auch Anleitungen zum praktischen Handeln, Exkursionen zu Biobauernhöfen oder Kochkurse. Geplant seien auch Besucheraktionen und Ausstellungen in den Botanischen Gärten in Osnabrück, Münster und Oldenburg.
Im Rahmen so genannter „Kartoffelwochen“ würden auch Betriebs- und Behördenkantinen und weitere Institutionen beteiligt. Die Universitätsmensen in den Hochschulen und Fachhochschulen in Münster, Osnabrück und Oldenburg seien ebenfalls als Projektpartner vorgesehen, sagte Bünte abschließend.
Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)