Die Entstehung der Slow Food-Bewegung
Die Wurzeln hat die Slow Food-Bewegung in der italienischen Region Piemont. Dort gründete sich 1986 eine Organisation, zunächst unter dem Namen Arcigola. Sie gilt als Vorläufer der späteren Slow Food-Organisation. Sinn und Zweck der Initiative war es, der Landflucht und dem aufkommenden Fast Live- und Fast Food-Trend Einhalt zu gebieten. In den Augen der Gründer drohte hierdurch der Zerfall der italienischen Esskultur.Slow Food von Italien nach Deutschland
Die Kostbarkeiten der italienischen Esskultur wurden von den Gründern in den Mittelpunkt gestellt. In diesem Rahmen veranstalten sie öffentliche Tafeln, welche die Menschen über ihr Vorhaben und die Vorzüge regionaler und nachhaltiger Nahrungsmittel aufklären sollen.Dabei war die Rettung der italienischen Alltagskultur und landwirtschaftlicher Kulturräume genauso zentrales Thema, wie der Erhalt der damit verbundenen Lebensqualität. Diese sahen die Slow Food-Vertreter nur durch eine gewissenhafte Lebensmittelauswahl, eine liebevolle Zubereitung und das genussvolle Verspeisen der Nahrungsmittel aus biologischem und regionalem Anbau gewährleistet.
Vor allem deutsche Reisende aus den südlichen Regionen entdeckten bei Besuchen in Italien diese Tafelrunden für sich. Immer mehr begeisterten sich für die Idee, sodass 1992 75 Personen dem Aufruf von Helmut Riebschläger folgten und die deutsche Slow Food-Bewegung in Königstein im Taunus gründeten. Ganz nach dem italienischem Vorbild begannen sie, regionale Esskulturen zu entdecken, zu genießen und zu verbreiten.
Die Deutsche Slow Food-Bewegung
Der Slow Food Deutschland e.V. ist nun seit zwanzig Jahren aktiv, feiert ein erfolgreiches Jubiläum. Bis heute kommen die Mitglieder nach italienischem Vorbild in kleinen Tafelrunden, so genannten Convivien, zusammen. Hier soll Einzelpersonen, Familien, Gruppen und Institutionen gezeigt werden, dass sie durch Pflege und Förderung regionaler Nahrungsmittel und Esskulturen an Lebensqualität dazugewinnen können.Die Grundidee der deutschen Bewegung ähnelt denen der Initiative in Piemont. Das Ziel besteht darin, den lust- und verantwortungsvollen Umgang mit regionalen und überregionalen Speisen und Getränken zur nachhaltigen Gesellschaftsentwicklung zu nutzen. Voraussetzung hierfür ist laut des Vereines, dass die Produktion und der Handel mit den Speisen und Getränke gut, sauber und fair von statten geht. Das genussvolle Essen verstehen die Verantwortlichen als wichtiges gesellschaftliches Ereignis, in einer Zeit, die immer hektischer wird und weniger Zeit für eine sorgfältige Nahrungsauswahl lässt.
Die deutsche Bewegung besteht heute aus 80 Convivien, in denen sich bereits über 11.000 Mitglieder ehrenamtlich für die Entwicklung von Programmen und Aktionen einsetzen. Die Organisation in den Convivien obliegt den zuständigen Leitern, die nach den Grundsätzen des Slow Food Deutschland e.V. die Aktivitäten koordinieren.
Innerhalb ihres Programmes soll eine verantwortliche Landwirtschaft und Fischerei, sowie eine artgerechte Viehzucht unterstützt werden. Außerdem zielt das Engagement auf eine Besinnung zum traditionellen Lebensmittelhandwerk und die Bewahrung der regionalen Geschmacksvielfalt ab. Neben der Aufklärung interessierter Kinder und Erwachsener über die Qualität von Nahrungsmitteln, stellt die Vereinigung den Kontakt zwischen Produzenten, Händlern und Verbrauchern her.
Zur Verbreitung ihrer Prinzipien organisieren die Leiter der Convivien zusammen mit den Mitgliedern regelmäßige Treffen.
Rolle der Convivien-Mitglieder
Für die Teilnahme an den Veranstaltungen der Slow Food-Bewegung ist eine Mitgliedschaft nicht zwingend notwendig. So sollen vor allem immer mehr Interessierte für den Verein begeistert werden und sich in Zukunft in seinem Interesse einbringen. Finanziell stützt sich Slow Food Deutschland e.V. auf die Beiträge der Mitglieder und unabhängige Spenden. Je mehr Menschen im Convivium tätig sind, desto interessanter wird das Programm, das sie gemeinsam gestalten.Die Kunst der Convivien besteht laut dem Verein darin, Arbeit und die damit einhergehende Verantwortung so zu gestalten, dass der Genuss weiterhin im Mittelpunkt steht. Daher wird nur zu manchen Events eine kleine Aufwandsentschädigung von Nichtmitgliedern fällig. Auch der Kontakt und Austausch mit internationalen Convivien nimmt stetig zu.