Alles Bio oder was? Das bedeuten die Bio-Siegel Peter von Bechen/pixelio.de

Alles Bio oder was? Das bedeuten die Bio-Siegel

Laut einer Umfrage der Apotheken-Umschau zum Thema „Bio-Produkte“ im Sommer 2010, bevorzugt jeder Dritte der 1.942 Befragen bereits Bio-Lebensmittel, weil er sie für gesünder hält. Bio-Produkte werden schon lange nicht mehr nur im Bio-Laden angeboten. Beinahe jede Supermarktkette hat ihr eigenes Bio-Sortiment. Allein in Deutschland gibt es zahlreiche verschiedene Bio-Siegel. worlds of food  gibt einen Überblick über die wichtigsten Bio-Siegel.

Das deutsche Bio-Siegel

bio-siegelDas staatliche Bio-Siegel gibt es seit 2001. Mit dem Bio-Siegel können Produkte und Lebensmittel gekennzeichnet werden, die nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau produziert und kontrolliert wurden. Es wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vergeben. 62.887 (Stand: 01.08.2011) Produkte sind inzwischen mit dem Bio-Siegel gekennzeichnet. Das Siegel steht für ökologische Produktion und artgerechte Tierhaltung. Mindestens 95% der Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs müssen aus ökologischem Landbau kommen, damit ein Produkt das Bio-Siegel erhalten kann. Das Bio-Siegel lässt außerdem wenige Zusatzstoffe (z.B. Salz, Hefe) zu, die in Anhängen der EG-Verordnung aufgelistet sind.

Verboten sind die Bestrahlung von Lebensmitteln, künstliche Pflanzen- und Düngemittel, die Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen, sowie die Fütterung mit Antibiotika und Wachstumshormonen. Die Einhaltung der Vorschriften wird regelmäßig und stichprobenartig von staatlichen Behörden kontrolliert.
Weitere Infos zum Bio-Siegel finden Sie unter: www.bio-siegel.de

EU-Bio-Siegel

eu_siegelSeit 01.07.2010 gibt es ein neues, EU-weit gültiges Siegel für verpackte Bio-Produkte, die in der Europäischen Union hergestellt wurden. Ähnlich wie beim deutschen Bio-Siegel, wird auch hier die EU-Öko-Verordnung als Standard angelegt. Die Verordnung besagt laut Internetseite der Europäischen Kommission unter anderem, dass:
-    mindestens 95% der Inhaltsstoffe landwirtschaftlicher Herkunft biologisch produziert wurden;
-    das Erzeugnis mit den Regeln des offiziellen Kontrollprogramms übereinstimmt;
-    das Produkt direkt vom Erzeuger oder Verarbeiter in einer versiegelten Verpackung kommt;
-    das Erzeugnis den Namen des Erzeugers, des Verarbeiters oder Großhändlers und den Namen oder den Kontrollcode der Kontrollstelle trägt.

In die EU importierte Produkte können das Siegel tragen, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen, müssen es aber nicht.

Regionale und private Bio-Siegel

Wer auf 100% Bio wert legt, der ist mit privaten Sigeln am besten aufgehoben. Verbände wie Demeter, Bioland und Naturland garantieren dafür. Die Kriterien für ein solches Sigel sind noch strenger als bei den staatlichen Siegeln.

Naturland

naturland

Naturland - Verband für ökologischen Landbau e. V. wurde 1982 gegründet. Naturland zählt weltweit über 53 000 Mitglieder und ist damit einer der größten ökologischen Anbauverbände. Die Naturland Richtlinien sind strenger als die gesetzlichen Regelungen der EU-Bio-Verordnung. So dürfen beispielsweise Legehennen von Anfang an ständig ins Freie – bei schlechtem Wetter sind sie im überdachten Außenbereich geschützt. Darüber hinaus werden die Junghennen auf Naturland Höfen von Anfang an mit Öko-Futter ernährt.

Seit der Gründung hat Naturland viele Jahre Geschichte im Ökologischen Landbau mitgeschrieben und wichtige Impulse gegeben. Neue Bereiche wurden erschlossen, wie die Ökologische Waldnutzung oder die Ökologische Aquakultur. Als zukunftsorientierter Verband gehören für Naturland Öko-Kompetenz und soziale Verantwortung zusammen. Daher hat Naturland seit 2005 auch Sozialrichtlinien, die für alle Betriebe verbindlich sind.

Kontrolliert werden die Naturland Landwirte und Naturland Verarbeitungsbetriebe von einer staatlich zugelassenen, unabhängigen Öko-Kontrollstelle.

Weitere Informationen zu den Naturland Richtlinien finden Sie unter www.naturland.de

Demeter

demeterDemeter ist der älteste Bio-Bauernverband in Deutschland. Seit 1924 gibt es diesen Anbauverband. Der Demeter-Verband operiert international und umfasst rund 3200 Betriebe, 1350 davon in Deutschland. Grundlage des Anbaus der Demeter-Landwirte bildet das „biologisch-dynamische Prinzip“, das von Rudolf Steiner entwickelt wurde.

Die Richtlinien der Demeter-Bauern gelten als die strengsten beim Bio-Landbau in Deutschland. Wer seine Produkte mit einem Demeter-Siegel kennzeichnen möchte, muss unter anderem folgende Kriterien erfüllen:

-    Verzicht auf synthetischen Dünger
-    Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel
-    Verzicht auf künstliche Zusatzstoffe in der Weiterverarbeitung der Produkte
-    Förderung der Lebensprozesse im Boden und in der Nahrung
-    Alles was im Betrieb verwendet wird, muss vom eigenen Hof stammen
-    Tiere müssen nicht nur art-, sondern auch wesensgerecht gehalten werden.

Eine Besonderheit der Demeter-Betriebe ist die Verwendung von biologisch-dynamischen Kompost- und Spritzpräparaten aus Heilpflanzen, Rindermist und Quarzmehl. Sie werden mit Wasser extrem verdünnt und gerührt (dynamisiert) und erst dann auf die Felder ausgebracht.

Weitere Informationen: www.demeter.de

Bioland

bioland

Der Bioland - Verband für organisch-biologischen Landbau e.V wurde 1971 gegründet. Heute ist der Bioland e.V. der größte Bio-Anbauverband in Deutschland. Die Bioland Betriebe wirtschaften nach der Kreislaufwirtschaft - ohne synthetischen Pestiziden und chemisch synthetischen Stickstoffdünger. Bioland gehören über 5400 Landwirte, Gärtner, Imker und Winzer an. Bioland legt besonderen Wert auf regionale Herkunft. Der regionale Fokus wird vor allem bei der Tierhaltung deutlich. An die Tiere wird mindestens 50 Prozent Futter vom eigenen Hof verfüttert und zudem darauf geachtet, dass der Transport zum Schlachthof nicht mehr als 200 km oder vier Stunden benötigt.
Bei Bioland-Produkten sind nach eigenen Angaben 22 Zusatzstoffe erlaubt, allerdings keine Konservierungsstoffe (geschwefelter Wein ausgenommen), Geschmacksverstärker und Farbstoffe. Künstliche oder gentechnisch erzeugte Aromen sind ebenfalls tabu.

Die Bioland-Betriebe werden von  unabhängigen, staatlichen zugelassenen Kontrolleuren überprüft. Die Kontrollen erfolgen sowohl angekündigt, als auch unangekündigt. Die Richtlinien von Bioland gehen über die Mindestanforderungen des staatlichen Bio-Siegels hinaus. Hier finden Sie einen Vergleich der Richtlinien: http://www.bioland.de/bioland/richtlinien.html

Die Bio-Marken im Supermarkt und Mogelpackungen

Die zahlreichen privaten Bio-Marken im Supermarkt, wie zum Beispiel Bio Wertkost (Edeka), Alnatura (dm), Bio-Smiley (Aldi Süd), Prima Bio (Aldi Nord) oder Bioness (Lidl) basieren in der Regel auf den staatlichen Bio-Siegeln und erfüllen damit die Mindestanforderungen. Generell gilt „Wo Bio drauf steht, ist auch Bio drin“. Bio ist ein geschützter Begriff und darf nicht verwendet werden, wenn die gesetzlichen Richtlinien nicht erfüllt sind. Mogelpackungen sind hingegen Begriffe wie „kontrollierter Anbau“, „kontrollierter Vertragsanbau“, „integrierter Anbau“, „biologische Schädlingsbekämpfung“, „unbehandelt“, „von staatlich anerkannten Bauernhöfen“, „ungespritzt“, „aus alternativer Haltung“ oder „aus umweltschonendem Anbau“. Bei solchen Bezeichnungen handelt es sich keinesfalls um Bio-Produkte.

Bio ist teurer

Die Bio-Produkte sind häufig noch immer teurer als Konkurrenzprodukte ohne Siegel. Ein Grund, warum Bio-Lebensmittel nicht noch häufiger im Einkaufswagen landen. In der eingangs erwähnten Umfrage der Apotheken-Umschau gab ebenfalls ein Drittel der Befragten an, gerne häufiger Bio-Produkte und Lebensmittel guter Qualität kaufen zu wollen, die Preise überstiegen aber ihre finanziellen Möglichkeiten. Und das ist nicht der einzige Kritikpunkt der gegen die Bio-Siegel ins Feld geführt wird. Gerade beim Stichwort „ökologisch“ stößt es Kritikern häufig sauer auf, da der Anbau biologischer Produkte nicht immer mit Schutz natürlicher Ressourcen (z.B. Wasser) vereinbar ist.