Haya Molcho: Zunächst einmal sagen wir bitte “Du” zueinander. Und wenn Du mich fragst, was ich zum Beispiel heute gemacht habe, kann ich Dir antworten, dass ich bisher nur gekocht habe. Ich war in unserer Kochschule und habe an neuen Gerichten für das NENI gearbeitet. Ich bin also nach wie vor die leidenschaftliche Köchin die ich immer war und koche täglich. Um das Geschäftliche kümmern sich eher meine Söhne.
worlds of food: Dennoch betreibst Du inzwischen ein Unternehmen, es ist ja nicht bei dem einen NENI hier am Naschmarkt geblieben….
Haya Molcho: Ja, das hier ist unser Flaggschiff, hier fing alles an. Wir waren die ersten damals vor zehn Jahren, die die israelische Multikulti-Küche nach Wien gebracht haben. Weil wir sehr hart gearbeitet haben – Erfolg hat man schließlich nicht ohne harte Arbeit – bemerkten uns die Leute irgendwann, merkten noch dazu, dass es bei uns um Familie geht, dass wir authentisch sind. Dann kam man von unterschiedlichen Seiten auf uns zu und so eröffnen wir heutzutage unter anderem in Kooperation mit den kreativen 25hours Hotels neue Restaurants in verschiedenen Städten Europas.
Das Stammhaus: Seit 2009 verwöhnt Haya Molcho ihre Gäste im NENI am Naschmarkt
worlds of food: Wie funktioniert denn die Zusammenarbeit in Eurem Familienbetrieb? Geht da immer alles reibungslos vonstatten?
Haya Molcho: Das müsstest Du wohl besser meine Jungs fragen (lacht). Ich denke aber, dass es gut funktioniert – und zwar, weil jeder bei uns seinen eigenen Bereich hat, seine eigene Begabung einbringen kann. Wenn wir alle Köche wären, wäre es sicher schwerer. Nuriel kümmert sich aber um das Marketing und die Pressefotos, Elior ist für den Personalbereich, Ilan für unsere Produkte zuständig. So macht das Spaß, wir respektieren die Meinung des anderen und dadurch können als Unternehmen wachsen und kommen uns trotzdem nicht ins Gehege.
Haya Molcho und ihre Söhne Nuriel, Elior, Ilan und Nadiv (v.r.n.l.)
worlds of food: Was macht die Küche Israels denn so besonders?
Haya Molcho: Die israelische Küche hat unglaublich viele internationale Einflüsse, zum Beispiel rumänische, jemenitische, palästinensische, arabische, libanesische und jordanische. Das spannende daran ist aber, dass deren Gerichte sich in Israel weiterentwickelt haben, miteinander verschmolzen und dadurch zu etwas eigenständigem geworden sind. Eigentlich handelt es sich längst um eine Weltküche, ein Mischmasch von Kulturen.
worlds of food: Es wäre schön, wenn alle Kulturen auch außerhalb der Küche so harmonieren würden, wie Du das hier beschreibst…
Haya Molcho: Oh ja. Auch bei mir in der Küche hier arbeiten so viele Menschen aus aller Herren Länder zusammen und das funktioniert so toll. Darauf bin ich stolz. Ich liebe es, das zu beobachten. Davon sprechen wir auch in unserem Tel Aviv-Kochbuch, dort gibt es nicht nur Rezepte sondern auch Geschichten von den Menschen vor Ort, die mit Hilfe der Küche die Grenzen in den Köpfen überwinden.
worlds of food: Du sagst, Du arbeitest ständig an neuen Rezepten. Entwickelt sich die israelische Küche also auch durch das NENI weiter?
Haya Molcho: Täglich, ja. Heute haben wir zum Beispiel versucht, ein paar vegane Gerichte mit verschiedenen frischen Zutaten zu kreieren. Wir entwickeln die Küche also ständig weiter, kombinierten heute Polenta, den ich von meiner Mutter aus Rumänien kenne, Pilze und Sellerie hier aus Österreich und orientalische Gewürze. Die Mischung macht´s und Stillstand wäre mir generell zu langweilig.
worlds of food: So rasant wie das alles bei Euch vorangeht, welche Großprojekte stehen als nächstes an?
Haya Molcho: Momentan haben wir wegen des Tel Aviv Buches zum Glück noch jede Menge Presseanfragen. Dazu erweitern wir den Vertrieb unserer NENI-Produkte, in Deutschland sind diese zum Beispiel schon bei Edeka und Rewe gelistet. Mit Paris und Amsterdam stehen aber auch schon die nächsten großen NENI-Eröffnungen an, die wir vorantreiben und auch ein Restaurant in London bereiten wir schon vor.
worlds of food: Da fehlt ja dann eigentlich nur noch New York – dort würde ein NENI sicher auch gut ankommen…
Haya Molcho: Ich liebe die Stadt, bin unheimlich gerne dort und lasse mich von den New Yorker Restaurants auch gerne inspirieren. Ein eigenes Restaurant dort wäre mir aber zu weit weg, ich möchte meine Restaurants schnell erreichen können und bin auch oft in den einzelnen Filialen vor Ort.
worlds of food: Werden denn überall die gleichen Gerichte in den NENIs serviert oder lohnt es sich, alle einmal auszuprobieren?
Haya Molcho: Das sowieso (lacht). Aber nein, wir haben natürlich unsere Basics, die wir überall anbieten. Gleichzeitig versuchen wir aber auch, zu 40 bis 50 Prozent auf das jeweilige Land oder die Region einzugehen, in dem das NENI ist. Auf Mallorca zum Beispiel bieten wir genau wie in Hamburg jede Menge Fischgerichte an.
worlds of food: Haya, lieben Dank bereits für das Gespräch, aber was würdest Du Deinen Gästen abschließend denn von der NENI-Karte empfehlen?
Haya Molcho: Ich empfehle immer, möglichst viele verschiedene Dinge zu probieren und am besten die Gerichte zu teilen. Gut geht das mit ein paar Vorspeisen, damit kann man einen guten Eindruck unserer Küche gewinnen. Vielleicht ein paar „Vegetarische Zigarren“, ein bisschen Humus, etwas „Sakuska“ und so weiter. Die Aromen dieser Gerichte lassen sich alle gut kombinieren. Ansonsten kann ich alles empfehlen, was auf der Karte steht. Wenn es mir nicht schmecken würde, würde ich es ja nicht kochen…
Alle weiteren Infos zum NENI gibt es unter neni.at