worlds of food: Wie kam es zu der Idee, einen Wein zusammen mit den Toten Hosen zu machen? Und wie verlief die Umsetzung des Projekts?
Martin Tesch: Die Toten Hosen sind unsere erklärte Lieblingsband. Der erste Kontakt kam 2005 bei dem Unplugged-Konzert der Band im Wiener Burgtheater zu Stande. Seither hat man sich nicht mehr aus den Augen verloren. Die Schnittmenge zwischen Punkrock und Wein ist ja eigentlich gleich Null. Aber irgendwie fällt uns immer wieder was ein. Nachdem uns der erste gemeinsame Wein, der „Machmalriesling“, regelrecht aus den Händen gerissen wurde, haben wir uns zur Abfüllung von „Weißes Rauschen“ (trockener Riesling, Jahrgang 2009) entschlossen. Das Konzept und die Gestaltung von „Weißes Rauschen“ – Titelgeber ist der gleichnamige Song aus dem Hosen-Album „Zurück zum Glück“ (2004) – ist meiner Meinung nach ein kleines Meisterwerk. Alleine hätte das kein Winzer der Welt so hingekriegt. Wir haben uns auch sehr darüber gefreut, als die Hosen dann „Weißes Rauschen“ für die Jubiläums-CD von „Riesling Unplugged“ noch mal in einer akustischen Version eingespielt haben. Vielleicht ist das unsere Stärke: jeder macht sein Ding und hat Freude an dem des anderen!
worlds of food: Sind Sie ein Revoluzzer, ähnlich wie die Toten Hosen?
Martin Tesch: Ein Revolutionär verändert das geltende System – wir haben uns jedoch nur selbst verändert.
worlds of food: Haben Sie durch ihr innovatives Konzept (Unplugged Riesling, Design der Produkte, etc.) und die Zusammenarbeit mit den Toten Hosen eine neue Zielgruppe erreichen können? Wie hat die „alteingesessene Weinkenner-Szene“ darauf reagiert?
Martin Tesch: Unsere Entwicklung hat uns eine frei denkende und lebensfrohe Kundschaft beschert, wofür wir sehr dankbar sind. Ich mag Menschen, die auf ihren Wein genauso viel Sorgfalt verwenden wie beispielsweise auf ihre Schuhe. Gefällt mir das? Passt es mir gut? Kann ich mir das leisten?
Die Weinkenner-Szene ist sich auch nach über einem Jahrzehnt nicht darüber einig, was sie mit uns machen soll. Einige heben uns in den Himmel, andere würden uns am liebsten zur Hölle fahren lassen. Zum Teil ist es gespenstisch, wie unnatürlich der Umgang mit Wein in der fanatisierten Szene ist.
worlds of food: Sie waren 2007 mit der amerikanischen Kult-Gitarren-Marke Gibson auf Deutschland-Tournee. Gibt es irgendwann eine Fortsetzung der erfolgreichen „Rolling Riesling Show“?
Martin Tesch: Die „Rolling Riesling Show“ war ein Riesenerfolg. Zum Teil haben wir dabei die technischen Grenzen einer Weinprobe erreicht. Es war eine tolle Erfahrung. Wir arbeiten natürlich weiter an diesen Konzepten. Letztes Jahr haben wir unsere erste große Weinprobe zusammen mit Gibson in New York realisiert. Das war natürlich ein großer Sprung. Vielleicht wird es so etwas auch mal wieder in Deutschland geben.
worlds of food: Welches Projekt würden Sie in Zukunft gerne einmal in Angriff nehmen?
Martin Tesch: Wir nehmen ja meist Dinge in Angriff, von denen wir erst mal gar keine Ahnung haben. Und Projekte von dieser Sorte gibt es Massenweise! Das letzte große Experiment war die Vertonung von „Riesling Unplugged“ in Form eines Hörbuches, das derzeit als CD allen Weinbestellungen gratis beiliegt. Das klingt jetzt erst mal seltsam, weil man Wein ja riechen und schmecken, aber schlecht hören kann. Aber wenn man sich Zeit nimmt, und genügend Freunde dabei helfen, kann etwas ganz Vernünftiges dabei heraus kommen.
worlds of food: Haben Sie von dem Shiraz-Wein der Rock-Band Motörhead gehört oder vielleicht sogar probiert?
Martin Tesch: Von dem Motörhead-Wein habe ich gehört, probiert habe ich ihn allerdings noch nicht. Wir schätzen Lemmy Kilmister (Gründer und Sänger der Band) als großen Lebenskünstler sehr und wir sind uns ganz sicher, dass er mit diesem Wein noch mehr Lebensfreude versprühen wird.
worlds of food: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Tesch!