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Mythos Entschlackung

Einige Menschen schwören auf Entschlackungskuren. Dahinter steht der Glaube, den Körper durch Fasten von Schadstoffen zu befreien. Wer entschlackt, fühlt sich dadurch möglicherweise tatsächlich besser. Aber was bringt eine solche Kur wirklich?

Die Idee des Entschlackens stammt von dem deutschen Arzt Otto Buchinger (1878-1966). Seiner Meinung nach müsse der Körper regelmäßig wie ein Ofen von seinen Schlacken, also seinen Giftstoffen, befreit werden. Der Mediziner befürwortete für diesen Zweck das nach ihm benannte Buchinger-Heilfasten. Hierbei nimmt man ausschließlich Gemüsebrühen und Säfte zu sich. Auch Einläufe gehören zur Kur. Heilfasten soll den Stoffwechsel entlasten und in letzter Konsequenz den Darm reinigen. Das Buchinger-Heilfasten ist dabei nur eine von Dutzenden Varianten.

Was Entschlacken bringen soll

Die Theorie sieht wie folgt aus: Als Reaktion auf die verringerte Nahrungszufuhr schaltet der Körper in jeglicher Hinsicht auf „Sparflamme“. Der Verdauungstrakt muss weniger Arbeit verrichten, der Körper wird entwässert, der Blutdruck sinkt und das Herz wird entlastet. So entsteht auch das Bild, dass Giftstoffe bzw. Schlacken aus dem Körper gespült werden. Dadurch sollen sich Allergien lindern lassen oder Schmerzen verschwinden, auch der Schlaf soll wieder tiefer und gesünder werden.

Das hört sich gut an, und in der Tat setzen viele Menschen auf gelegentliches Entschlacken. Allerdings ist das Heilfasten auch durchaus umstritten: Viele Mediziner sehen darin eher eine Belastung für den Körper. Die dabei von einigen Heilfastenden empfundenen Glücksgefühle führt die Wissenschaft auf den Umstand zurück, dass der Körper Endorphine ausschüttet, um das Hungern erträglicher zu machen und dem Fastenden noch einmal Kraft für die Nahrungssuche zu geben – nicht viel anders wird nebenbei auch das Runner’s High begründet. Auch ist erwiesen, dass zu langes oder zu radikales Fasten u.a. den Herzmuskel angreifen kann.

Der Körper „entschlackt“ rund um die Uhr

Jetzt kommt aber der entscheidende Punkt: Im Gegensatz zu einem Ofen ist der Körper in der Lage, sich selbst zu reinigen. So halten Muskeln den Magen-Darm-Trakt rund um die Uhr in Bewegung. Auch die Schleimhäute und mehrere Liter an Verdauungssäften sorgen dafür, dass nichts im Verdauungstrakt haften bleibt. Kurzum: Alle Schadstoffe und alles, was der Körper nicht verwerten kann, wird über den Darm, die Nieren oder die Haut ausgeschieden. Wenn man so will, entschlackt der Körper also rund um die Uhr – auch ohne spezielle Kur.

So verwundert es nicht, dass die Wissenschaft das Heilfasten, Entschlacken oder Detoxing (oder wie immer man es nennen mag) bislang nicht als wirksame und aus Gesundheitsaspekten vertretbare Heilmethode anerkannt hat. So hat beispielsweise eine Untersuchung der Universität Exeter (Großbritannien) aus dem Jahr 2010 keinen Nachweis über die Wirksamkeit von Einläufen geliefert. Lediglich bei akuter Verstopfung stellte sich bei einigen Probanden eine Linderung ein.