worlds of food: Nelson, hier auf der eat&STYLE treten Sie vor mehreren hundert Zuschauern auf. Wie erklären Sie sich das Phänomen Kochshow?
Nelson Müller: Das ist toll, vor so vielen Leuten aufzutreten. Ich denke es liegt daran, dass die Shows unterhaltsam sind und noch dazu einen gewissen Service bieten. Das ist eine gute Mischung.
worlds of food: Interesse am Kochen ist in Deutschland also vorhanden. Dennoch wird immer noch zu wenig gekocht, zu wenig frisch zubereitet. Woran liegt das?
Nelson Müller: Kochen ist sicherlich bei einer unserer Zielgruppen ein großer Teil ihrer Lebenskultur. Insgesamt jedoch hat die gesamte Thematik in Deutschland noch nicht den Stellenwert wie in anderen Ländern, wie in Italien oder Frankreich, wo das Kochen und Essen über die bloße Nahrungsaufnahme hinausgeht, ja beinahe zelebriert wird. So müsste das Kochen und das gemeinsame Essen auch bei uns wieder viel stärker in das familiäre Miteinander integriert werden. Das ist auch eine Art der Bildung, nämlich damit wir wissen, wie wir uns gesund ernähren und auch leistungsfähig bleiben. Ausgewogene Ernährung war früher größtenteils von Hause aus gegeben und ist heute leider verloren gegangen. Das bringt auch die Gefahr der einseitigen Ernährung mit sich, und dass sich dadurch Krankheiten wie Zucker sich immer mehr verbreiten. Dem könnte man ja auch vorbeugen.
worlds of food: Liegt das am Stress, setzt man hierzulande falsche Prioritäten?
Nelson Müller: Das ist sicherlich ein wesentlicher Faktor. Wir essen zu viel Zucker. 50g pro Tag sind empfohlen, im Durchschnitt werden 100g verzehrt. Auch wird zu viel Fett gegessen. Damit kompensiert so mancher seinen Stress und verzehrt das ungesunde Essen noch dazu viel zu hektisch – weil ja keine Zeit da ist. Ein weiterer Faktor ist aber sicherlich das Geld. Ich erlebe es immer wieder, dass in Kantinen gespart wird, in Kindergärten, wo dann auch die Eltern sich kein gesundes Essen für ihre Kinder leisten können oder teilweise nicht leisten wollen. Da wird am falschen Ende gespart, nämlich an der Gesundheit. Und da leisten auch die Kochshows immer wieder Aufklärungsarbeit.
worlds of food: Nun kann ich mir vorstellen, dass Ihr Leben auch nicht gerade stressfrei verläuft, bei all den Betätigungsfeldern die Sie bestellen. Haben Sie genügend Zeit für gesunde Ernährung?
Nelson Müller: Das stimmt, ich habe mich in den vergangenen Jahren verstärkt um den Aufbau meines Betriebes gekümmert, um irgendwann einmal eine Familie zu gründen. Dieser möchte ich ein geregeltes Leben bieten, daher habe ich das ganz bewusst so gewählt. Deshalb habe ich momentan – außer meinen Eltern, die ich natürlich oft besuche – keine familiären Verpflichtungen. Natürlich versuche ich, mit dem Wissen das ich habe, mir die nötigen Nährstoffe über den Tag zu holen. Allerdings stelle ich auch fest, dass ich mich hin und wieder mal von „Blödsinn“ ernähre, das dann aber schnell wieder korrigiere. Das ist der Vorteil, den ich habe: Ich weiß eben, wie man sich gesund ernährt. Deshalb ist Bildung in diesem Bereich so wichtig. Im familiären Umfeld, wie auch in Kochshows. So lernen die Menschen, woran es liegt, dass sie sich manchmal schlapp oder kaputt fühlen.
worlds of food: Vielen Dank, Nelson Müller.
Nelson Müller tritt am Samstag auch auf der eat&STYLE in Köln auf. Hier können Sie heute noch Tickets für die Messe gewinnen.
Nils Borgstedt; Nelson Müller tritt mit seiner Soulband bei der eat&STYLE auf
- Derk Hoberg
Nelson Müller im Interview – Gut und in Ruhe essen
Nelson Müller ist einer der Shooting-Stars der Kochszene, viel unterwegs und ein gefragter Fernsehkoch. Was er zum Boom der Kochshows sagt und warum er sie gewissermaßen sogar für Bildungsfernsehen hält, darüber sprachen wir auf der eat&STYLE in München mit ihm. Bei der Messereihe tritt er in Kochshows gemeinsam mit seiner Soulband auf.